Cozy: ja, aber "crime" kommt viel zu kurz

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
mystarrybooks Avatar

Von

„The Maid“ ist mal wieder ein Buch, das ich durch das englischsprachige Bookstagram kannte, bevor es auf deutsch erschienen ist. Dort war der Hype um das Buch riesig, immer wieder sah ich das Cover und las begeisterte Rezensionen. Und alle hatten eine Aussage gemeinsam: Molly ist ein phänomenaler Charakter, ihre Geschichte muss man gelesen haben, ein unterhaltsamer Krimi. Ich war also sehr gespannt und hatte nun endlich Zeit, das Buch (auf deutsch) zu lesen.

Das Cover der deutschen Ausgabe gefällt mir unglaublich gut und ist ein richtiger Hingucker im Regal. Auf einem roten Hintergrund, der an ein Samt-Polster erinnert, sitzt ein Zimmermädchen auf etwas, das aussieht wie ein „Nicht-Stören“-Schild aus dem Hotel. Auf den ersten Blick wird also klar, dass es um ein Zimmermädchen im Hotel-Setting geht. Der Klappentext verrät dann, dass es sich um einen cozy crime Fall handelt, in dem das Zimmermädchen Molly selbst mit ermittelt.

Die Hauptperson des Buches ist die 25-jährige Molly Gray, die seit vier Jahren in einem Luxushotel arbeitet. Dort verrichtet sie Tag ein Tag aus ihre Arbeit als Zimmermädchen mit unglaublicher Präzision und Leidenschaft. Schnell wird beim Lesen klar, dass Molly anders ist, als die anderen. Sie hat einige Macken und Besonderheiten. Während sie in vielen Kleinigkeiten sehr gründlich ist, bereitet ihr zwischenmenschliches Verhalten immer wieder Probleme. Sie hat sich aber gut damit arrangiert, dass sie unter Autismus leidet und bestreitet ihren Alltag eben auf ihre Weise. Eines Tages findet sie bei der Arbeit den bekannten Hotelgast Mr. Black tot auf seinem Zimmer. Das Ehepaar Black war Molly durch zahlreiche Besuche gut bekannt, sodass sie von diesem Vorfall schockiert ist. Auch die Polizisten reagieren komisch auf Molly und ihre spezielle Art, sich zu verhalten. Bald gilt sie bei der Polizei als verdächtig, und die meisten ihrer Kollegen bemühen sich nicht, Molly zu entlasten. Zwei ihrer Kollegen entpuppen sich dann doch als wahre Freunde und stehen parat, um den Todesfall aufzuklären.

Ich bin mit hohen Erwartungen an das Buch herangegangen, nachdem es so gehypt wurde. Schon auf den ersten Seiten wurde klar, dass das Thema Autismus tatsächlich sehr im Fokus steht. Der Kriminalfall und die Ermittlungen treten schnell in den Hintergrund und sind eher eine Nebenhandlung. Molly ist mit ihrer naiven, speziellen Art sehr humorvoll und liebenswert. Ich habe sie gleich in mein Herz geschlossen und gerne ihr Leben verfolgt.

Obwohl ich die Grundidee des cozy crime gut finde, konnte mich die Umsetzung nicht überzeugen. Der Roman war absolut cozy, aber von crime war kaum etwas zu merken. Mollys Eigenarten nehmen in der Handlung derart viel Raum ein, das alles andere nur oberflächlich nebenher läuft – Spannung kam bei mir überhaupt nicht auf. Während der Ermittlungsarbeit gibt es immer wieder ausführliche Rückblicke in Mollys Tagesablauf, die für mich den roten Faden gestört haben. In der ersten Hälfte des Buches ging es somit vor allem um Molly und ihr Leben, bevor der Todesfall dann mehr in den Fokus kam. Die Auflösung des Falles kam dann sehr schnell und blieb oberflächlich – für mich frustrierend.

Insgesamt war „The Maid“ ein nettes Buch zwischendurch, mit einer interessanten Hauptfigur aufgrund der Autismusthematik. Immer wieder sind Weisheiten von Molly und ihrer Gran eingebunden, sodass ich manchmal auf tiefgründige Gedanken kam. Die Spannung hat leider komplett gefehlt, während ich mich immer mehr durch Mollys Erzählungen mühte. Meine Erwartungen wurden also leider nicht erfüllt.

– Meine Bewertung: 3,5 von 5 Sternen –