Ein unüblicher Schlamassel in Suite 401

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Molly ist Maid im vornehmen Regency Grand Hotel. Die 25-jährige lebte mit ihrer Großmutter zusammen, bis diese vor neun Monaten starb. Sie hinterließ eine große Lücke. Molly liebt ihre Arbeit als Zimmermädchen und ist dankbar, dass sie ihr täglich nachgehen darf. Ihre Uniform gleicht ihre persönlichen Defizite förmlich aus. Ihren Zimmermädchenwagen sieht sie als mobiles Hygienewunder; quasi eine Reinigungsmaschine auf Rädern. Sie fühlt sich wohl bei ihrer Arbeit und schwärmt heimlich für den Barkeeper Rodney. Als sie eines Tages einen Hotelgast in seiner Suite findet, dem dauerhaft unpässlich ist, beginnt eine turbulente Zeit, in der sie ihre Kollegen besser kennenlernt als sie jemals wollte.

Nita Prose stellt in ihrem Debüt The Maid das Zimmermädchen Molly vor. Die Protagonistin wird ausführlich eingeführt und weckt sofort Sympathien. Ihre Sicht auf den Hotelbetrieb ist für die meisten ungewöhnlich, die sonst nur als Gast logieren. Molly säubert zwar alles in den Zimmern, aber man bemerkt sie gar nicht. Das Ehepaar Black ist ein Stammgast hat sie schon fast ein vertrautes Verhältnis, so oft wie das Paar im Regency logiert. Ausgerechnet dieser Besucher liegt tot in seinem Bett. Ein dermaßen „unüblicher Schlamassel“ passiert nicht jeden Tag, aber wenn, dann stört er doch den Tagesablauf erheblich. Bei der pragmatischen Beschreibung von Mollys herkömmlichen Wirken wirkt das Auffinden der Leiche fast wie ein Malheur, das schnell beseitigt werden kann. Als Leser wird man direkt angesprochen, was Nähe zur Figur schafft. Man möchte ihr tatsächlich Beistand leisten, dass sie diesen Schock schnell verarbeitet. Der Schreibstil ist temporeich und weckt die Neugier auf die folgende Handlung.

Die Figuren sind deutlich genug ausgearbeitet, sodass man ihnen ihr Agieren als plausibel empfindet. Sie haben auch genügend undurchsichtige Eigenarten, sodass die Mördersuche spannend bleibt. Mr. Snow ist über jeden Verdacht erhaben. Als Chef hat er den Überblick und könnte auch genügend Spuren verwischen. Ist er also doch nicht so unantastbar? Die Küchenhilfe Juan-Manuel hat weder eine Arbeits- noch eine Aufenthaltserlaubnis. Er könnte ein Motiv zum Mord haben, genauso wie die trauernde Witwe, die noch eine Pistole am Tatort versteckt hat. Am wenigsten verdächtigen wir allerdings Molly, der wir ja auf Schritt und Tritt gefolgt sind. Ihre Werte bestehen aus Etikette, Eloquenz und Erziehung. Sie muss nun aber ihre Unschuld beweisen, weil man sie wegen illegalem Waffenbesitz, Drogenmissbrauch und Mord festgenommen hat. Die Zutaten für einen humorvollen Cosy Crime sind vorhanden und unterhalten auf 360 Seiten vorzüglich.

The Maid von Nita Prose ist eine Mischung aus klassischem Krimi und dem Roman Menschen im Hotel. Das Faible der Autorin für Inspector Columbo wird ebenfalls überdeutlich, auch wenn ihr Detective weiblich ist. Jede Figur hat eine prägnante Charakteristik, die im unterhaltsamen Tonfall beschrieben wird. Das Buch rangiert bereits jetzt als Entdeckung unter den Top 10.