Eine Frage des Mediums?

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Cosy Crimes sind immer mal wieder eine nette Abwechslung, wenn man gerade keine nervenzerfetzende Spannung, literarisch wertvolle Lektüre oder RomComs lesen will. Umso mehr gilt das, wenn eine ungewöhnliche Protagonistin versprochen wird und deren Stimme beim Hörbuch Anna Thalbach ist.

Hauptfigur ist Molly Gray, sie ist 25 Jahre alt und anders als viele andere Menschen. Denn sie hat einen gewaltigen Hang zum Perfektionismus, was sie zum nachgerade perfekten Zimmermädchen im Grand Hotel macht: Sie liebt Ordnung, wohingegen Staub und Dreck ihr ein Graus sind, was sie wiederum bei Gästen äußerst beliebt macht. Als sie jedoch auf einer Ihrer Runden einen reichen Gast tot in seinem auf Links gedrehten Zimmer findet, gerät sie unter Verdacht … der natürlich entkräftet zu werden hat.

Beginnen wir mit dem Genre, ist „The Maid“ wirklich ein Cosy Crime? Nun gut, Laienermittlerin, man kann miträtseln, es geht nicht ultrablutig zu, kommt hin – auch das leicht plüschige Setting des Grand Hotels passt gut, fehlt nur noch der Humor – der ist hier zwar vorhanden, jedoch „Geschmackssache“. Auch die Figuren passen gut ins Genre: Molly, die sich stark an ihrer verstorbenen Oma Gran und ihren Lebensweisheiten orientiert, punktet einerseits durch einen entwaffnenden Charme kombiniert mit einer gewissen Gutgläubigkeit und offenbar einer Form von Autismus, Neurose o. Ä., was ihr soziale Interaktionen erschwert, wodurch sie sich aber ziemlich tief in die Misere reiten kann; ihre Freunde, die sie genau aufgrund dieser Eigenschaften schätzen und nicht hängen lassen sowie ihre „Gegenspieler“, die Molly nicht „gut tun“: eine bunte Truppe alles in allem. In der Hörbuchfassung ist Anna Thalbach eine wundervolle Besetzung, die Molly ihre Stimme leiht und so zum Leben erweckt. Warum dann also nicht mehr Punkte? Da wäre zum einen die „Eindimensionalität“ Mollys, mit der die Autorin ihr gefühlt nicht gerecht wird. Vielleicht war der Gedanke ein guter, aber umgesetzt ist das nicht optimal. Fehlte der (passende) Humor? Für diese eindimensionale Figurenanlage schon – das hätte nur mit Überspitzung funktioniert. Die Geschichte hat Längen (ja, das ist oft so bei potentiell als Reihe angelegten Geschichten, dennoch „stört“ es). Und so ist es denn auch mit dem Ende – auch das funktioniert für mich einfach nicht. Insgesamt schafft Nita Prose mit „The Maid“ dine Basis für eine nette Reihe mit guter Anlage, aber an der Ausgestaltung wird noch zu feilen sein – darüber kann auch Thalbach nicht hinwegtäuschen. Als Buch hätte es für mich weniger funktioniert, das Hörbuch war das richtige Medium, weshalb die 2,5 Sterne für die Geschichte aufgerundet werden.