Gemütlich und besonders

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blätterregen Avatar

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Eine Protagonistin, die die Welt auf ihre ganz eigene Art und Weise wahrnimmt. Ein Verbrechen in einem Hotel, in dem jeder Gast und auch so manche Mitarbeiter ihre ganz eigenen Geheimnisse haben. Ein Mord, der die liebenswerte Heldin des Buches vor ein großes Rätsel stellt – das die die perfekten Zutaten für einen absoluten Wohlfühlkrimi.

Nita Prose erzählt in ihrem Erstlingswerk „The Maid“ von der jungen Molly, einem Zimmermädchen, das in einem Londoner Hotel ihrer großen Leidenschaft nachgeht – Zimmer in einen Zustand der Perfektion zurückzuversetzen. Die sympathische Protagonistin erzählt in großem Detailreichtum von der kleinen, ordentlichen Welt in der sie lebt und ihren vertrauten und trostspendenden Abläufen. Sie ist besonders, das merkt man sofort und so wird im Laufe der ersten Seiten deutlich, dass sie sich wohl irgendwo auf dem Autismusspektrum befindet, was ihr und damit uns Leser:innen einen ganz besonderen Blick auf die Welt schenkt. Ihre sensorischen Eindrücke und Beschreibungen des Lebens, wie sie es versteht, sind erfrischend und laden ein, das bekannte Hotelsetting einmal neu wahrzunehmen.

Die Geschichte beginnt mit einer Art Vorstellung von Mollys Lebensumfeld und seinen wichtigsten Figuren. Als ein Mord geschieht und ausgerechnet sie die Leiche findet, nimmt ihr sonst so beschauliches und regelhaftes Leben eine überraschende Wendung. Sie macht sich, mehr unwissentlich auf die Suche nach den wahren Geschehnissen und stolpert in die Ermittlungen hinein. Es ist herzerweichend zuzusehen, wie sie versucht, sich in der Welt zurechtzufinden und den Geschehnissen in ihrem Mikrokosmos einen Sinn zu geben.

Der Klappentext ist etwas irreführend. Ich hatte eine anders gelagerte Geschichte erwartet. Molly ist nicht die freche aufgeweckte, investigative Zimmerdame, die das Hotel auf den Kopf stellt, sondern gerät eher zufällig in die Geschehnisse hinein. Auch werden manchmal Gedankengänge und Handlungen beschrieben, die ich so nicht bei einer Person mit autistischen Zügen erwarten würde. Das ist aber tatsächlich eher selten und hält sich in Grenzen.

Alles in allem ist es dennoch ein schönes Buch, um es an einem regnerischen Sonntag wegzuschmökern. Eine gut voranschreitende Handlung, eine besondere Hauptfigur, ein flüssiger und angenehmer Schreibstil – auf jeden Fall eine Empfehlung.