Gute Idee, leider nur durchschnittlich umgesetzt

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justm. Avatar

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Eigentlich ist es eine ziemlich brillante Idee zum Einen ein Hotel als Handlungsort für einen Krimi zu wählen und zum Anderen ein Zimmermädchen ermitteln zu lassen.

Doch leider nutzt die beste Idee nichts, wenn die Umsetzung dann doch nicht so ganz funktioniert. Zumindest für mich nicht.

Nicht nur, daß der deutsche Untertitel "Ein Zimmermädchen ermittelt" im Grunde gar nicht stimmt, denn Molly ermittelt nicht, sondern gerät einfach in einen Mordfall an ihrem Arbeitsplatz, auch das große Ganze erreicht für mich zu keinem Zeitpunkt, den von ihr stets angestrebten Zustand der Perfektion.

Das fängt schon damit an, daß ich es schwierig fand mit Protagonistin Molly Gray überhaupt warm zu werden.
Ich weiß nicht, ob es mehr über mich oder das Buch aussagt, aber ich war bis zum Ende mehr damit beschäftigt sie zu diagnostizieren, als mich auf den "eigentlichen Fall" zu konzentrieren.
Womit wir schon beim eigentlichen "Problem" sind: Molly ist ein wenig anders. Das fängt bei dem unbedingten Befolgen von Regeln an, geht über zwanghaftes Putzen bis hin zu mangelhaften sozialen Fähigkeiten. Das an sich ist nicht neu, sieht man Menschen mit Asperger, Autismus, Zwangsstörungen und ähnlichem doch mittlerweile immer öfter und mehr oder weniger erfolgreich auch im Fernsehen: von Comedy bis hin zu Krimiserien. In Büchern ist es mir jedoch neu (oder ich kann mich nicht dran erinnern).
Mich stört die Tatsache auch überhaupt nicht, daß Molly ist, wie sie ist, sondern eher, daß sie im Grunde darauf reduziert wird und der Handlungsstrang um den Mord auch nur deswegen wirklich funktioniert.
Ich finde das ein wenig ärgerlich und irgendwie auch "billig", aber das ist halt nur meine ganz eigene Meinung diesbezüglich.

Auch die Vermarktung unter dem Banner "Cosy-Crime" würde ich nicht unterstützen wollen. Klar, es geht hier nicht um Action und Blut und Innereien, aber mir fehlte fürs "cosy" definitiv der Humor.

So ist "The Maid" lediglich ein Durchschnittskrimi mit einer ungewöhnlichen Hauptfigur geworden. Ein Krimi, der zudem relativ vorhersehbar ist und noch dazu am Ende eine völlig unnötige Komponente erhält, die meines Erachtens nach nur eingebracht wurde, um einer typischen Formel, von der man meint, daß Leser*innen, sie sehen wollen, gerecht zu werden.

Mehr als drei Sterne kann ich leider nicht geben.