Behutsam erzählte Annäherung zweier Seelenverletzter

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europeantravelgirl Avatar

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Der neue Roman von Rebekka Weiler war für mich vor allem eine Entdeckung wegen der Zeit, die die Autorin sich bewusst nimmt, um die Geschichte von Mia und Nathan einfühlsam zu entfalten.

Der Einstieg in die Story überwältigt jedoch zunächst einmal durch Drama und Tragik:
Mias bester Freund Brant wird auf einer Party erstochen und stirbt in ihren Armen. Auch vier Jahre danach ist Mia noch ganz in ihrer Trauer und in Panikattacken gefangen. Das Einzige, was sie mit Sicherheit weiß, ist, wer der Schuldige ist und dafür im Gefängnis sitzt: Nathan Dawson, der Mensch, den sie nie wiedersehen möchte. Doch plötzlich steht genau er vor ihr, und zwar nicht nur einmal, sondern immer wieder kreuzen sich ihre Wege. Und Mia beginnt zu erkennen, dass er nicht das Monster ist, zu dem sie ihn in ihrem Kopf gemacht hat.

Die Geschichte von Mia und Nathan wagt sich in tiefe Gewässer, spricht über Themen wie die Bewältigung von Trauer und Verlust, über Einsamkeit und Schuld – und eine zweite Chance im Leben. Die Gefühle von Mia und Nathan werden ganz behutsam entfaltet und die Autorin gibt den beiden Charakteren ausreichend Zeit, sich zu entwickeln und zunächst zaghaft aus ihren Schneckenhäusern zu kriechen. Ganz zart ist das Beziehungsgeflecht, das sich zwischen Mia und Nate zu entspinnen beginnt. Beide haben mit den Folgen von Brants Tod zu kämpfen, jeder auf seine Weise, und doch öffnen sie sich zaghaft und nähern sich langsam und vorsichtig einander an.

Die Charaktere von Mia und Nathan sind mehrdimensional geschildert und voller Tiefe, so dass man sich tief in sie hineinfühlen kann. Rebekka Weiler bedient sich zudem teilweise einer bildhaften Sprache, welche die Gefühle und Entwicklungen nachvollziehbar und mitfühlbar macht. Mich hat vor allem die Figur der Mia völlig begeistert und abgeholt. Selten habe ich eine so offene und ehrliche Heldin erlebt. Da gibt es kein Herumdrucksen, Missverständnisse oder Verwicklungen. Mia ist unheimlich selbstreflektiert und auch reflektiert in ihren Gefühlen anderen gegenüber – und sie ist stets ehrlich. In Romanwelten, wo Heldinnen sich oft genug selbst ihre Gefühle nicht eingestehen wollen, sticht Mia positiv und sympathisch hervor. Nate zeigt sich als Gegenpol durch den Gefängnisaufenthalt traumatisiert, vereinsamt und verletzlich. Die wahre Magie und Gänsehaut entfaltet die Geschichte in der behutsamen Annäherung von Mia und Nate, die sich langsam und zart entwickeln darf.

Mich hat die einfühlsam erzählte Story tief berührt.