Wir beide gegen den Rest der Welt

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wortteufel Avatar

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Es sind genau diese Geschichten, bei denen ich nie weiß, ob ich mich darauf einlassen soll – und es dann doch tue, weil sie mich berühren. Der Einstieg ist sanft, fast zart, und trifft mit dem kindlichen Blick auf Trauer und Verlust gleich mitten ins Herz. Piper Rayne gelingt es, mit leisen Tönen und klarer Sprache eine tiefe emotionale Verbindung zu schaffen. Ich bin überrascht, wie wenig Kitsch hier mitschwingt – dafür umso mehr Substanz. Das gefällt mir.

Die Geschichte lebt von der jahrzehntelangen Vertrautheit zwischen Jude und Sadie, und auch wenn man den ersten Band nicht kennt, kommt man gut hinein. Die Sprache ist einfach, aber nicht platt – Dialoge wirken authentisch, die Figuren nahbar. Besonders Sadie hat Ecken, Jude dagegen trägt eine ruhige Schwere, die anzieht. Es gibt klassische Tropes – beste Freunde, die sich lieben, aber nie aussprechen, was sie empfinden –, aber sie werden nicht überzeichnet, sondern ehrlich erzählt.

Ob mich die Geschichte ganz tragen würde, ist schwer zu sagen. Viel hängt davon ab, wie stark sich die Handlung entfaltet und ob es gelingt, die Tiefe zu halten, die hier im Ansatz sehr schön spürbar ist. Aber stilistisch ist das gut gemacht, deutlich besser als vieles, was in diesem Genre oft flach bleibt.

Für jemanden wie mich, der sprachlich mehr will als heiße Blicke und Klischees, ist das hier ein überraschend gelungener Anfang. Ich glaube, die Geschichte hätte Chancen bei mir – wenn sie nicht in reinen Herzschmerz abgleitet, sondern bei ihrer stillen Ehrlichkeit bleibt.