Spannung steigt bedächtig an

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Normalerweise sind Krimis, die in der Ich-Form erzählt werden nicht mein Ding .Bei diesem Buch macht das Stilmittel des Ich-Erzähler dadurch Sinn, dass 2 Hauptpersonen - Lois und Carly May jeweils aus ihrer Sicht der Dinge berichten. Wie bei einem Puzzle ergeben die beiden Erzählstränge allmählich ein Ganzes. Beide Frauen verbindet ein dramatisches Ereignis in der Vergangenheit : beide wurden als Zwölfjährige entführt und gemeinsam 2 Monate lang gefangen gehalten. Doch damit endet auch schon jede Gemeinsamkeit. Lois ist die unscheinbarere der Beiden, keine die schillert und die Menschen gleich durch ihr Aussehen für sich einnimmt. Sie sagt von sich selbst "Ich bin zweite Wahl". Sie besticht durch ihren Intellekt. Nach der Befreiung versucht sie weiter unsichtbar zu bleiben. Sie wird Professorin für Literatur und führt ein ruhiges und zurückgezogenes Leben.
Ganz anders dagegen Carly May, die schon als Kind an Schönheitswettbewerben teilnimmt und diese auch gewinnt. Für sie bedeutet die Entführung zuerst die Möglichkeit, aus ihrer gewohnten Umgebung auszubrechen und ihren eher ärmlichen Verhältnissen zu entkommen. Ihr Aussehen war für sie schon immer ein Mittel, um ihre Ziele zu erreichen. Folgerichtig zieht sie sich nach Ende der Entführung nicht zurück, sondern versucht als Schauspielerin Erfolg zu haben. Sie schafft aber nicht den Durchbruch und hält sich mit kleinen Rollen über Wasser.
Doch dann führt das Schicksal die beiden Frauen erneut zusammen. Lois schreibt einen Roman, in dem sie Ihre Erlebnisse während der Gefangenschaft zum Teil einfließen lässt. Das Buch ist so erfolgreich, dass es verfilmt werden soll. Und Carly May soll die Rolle der ermittelnden Polizeibeamtin spielen...
Das ganze wird in einem unaufgeregten Stil erzählt, nimmt aber beständig Fahrt auf, wie ein Fluss , der auf einen Felsenabsturz zufließt.