Charmanter Titel, schwacher Inhalt – mein schwächstes Buch von Kyra Groh

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Wie auch schon bei anderen Büchern von Kyra Groh war ich sofort vom Titel angetan – „The Pumpkin Spice Latte Disaster“ klang für mich nach einer charmanten, witzigen und emotionalen Herbstlektüre, wie sie nur die Autorin liefern kann. Auch das herbstlich gestaltete Cover mit seiner warmen Farbpalette, den cozy Vibes und kleinen Details passt wunderbar zum Genre und weckte bei mir sofort Lust auf Zimtnoten, Kaffeehausflair und romantisches Chaos. Leider konnte der Inhalt dieses Versprechens für mich nicht gerecht werden.
Doch gerade weil ich mit hohen Erwartungen an das Buch herangegangen bin – nicht zuletzt wegen meiner positiven Erfahrungen mit ihren früheren Werken – war ich beim Lesen wohl auch besonders kritisch. Leider konnte mich The Pumpkin Spice Latte Disaster nicht so berühren und mitreißen, wie ich es mir erhofft hatte: Für mich ist es das bisher schwächste Buch, das ich von Kyra Groh gelesen habe.
Weder konnte es mit dem für sie typischen, charmanten Humor überzeugen, noch haben mich die Figuren wirklich abgeholt. Besonders enttäuschend fand ich, dass ich beim Lesen kein einziges Mal lachen oder schmunzeln musste – ein Aspekt, den ich sonst an Kyra Grohs Büchern besonders liebe und der für mich bisher immer ein Markenzeichen ihres Stils war.
Der Roman wird in wechselnden Ich-Perspektiven der 26-jährigen Jude und des drei Jahre älteren James erzählt, wobei Jude deutlich häufiger zu Wort kommt. Zwar ist der Schreibstil insgesamt flüssig, aber die zahlreichen gewollt witzigen Einschübe und popkulturellen Referenzen wirkten für mich oft zu konstruiert. Gerade die Dialoge blieben stellenweise holprig und konnten mich nicht wirklich mitreißen.
Auch emotional hat mich die Geschichte nicht berührt. Die Beziehung zwischen Jude und James kam mir viel zu schnell und oberflächlich daher. Obwohl das Buch mit einem Enemies-to-Lovers-Trope beworben wird, konnte ich diese Dynamik nicht erkennen – die beiden waren nie wirklich „Enemies“, eher zwei Menschen, die sich vielleicht nicht wirklich mochten, sich dann aber schnell körperlich zueinander hingezogen fühlen. Eine echte emotionale Verbindung oder ein nachvollziehbares Knistern hat sich für mich nicht aufgebaut. Die Liebesgeschichte blieb für mich dadurch wenig greifbar und eher blass.
Mit den Figuren bin ich insgesamt ebenso nicht warm geworden. Während die Hauptfiguren für mich relativ konturlos blieben - da einige vielversprechende und relevante Themen leider nicht mit der nötigen Tiefe behandelt wurden, fand ich einige Nebencharaktere und deren angedeutete Geschichten deutlich spannender – leider kamen genau diese zu kurz oder blieben im Hintergrund; ihre Szenen hätten in meinen Augen viel Potenzial gehabt, wurden aber kaum ausgeschöpft.
Atmosphärisch war das Café-Setting in Lower Whilby eigentlich vielversprechend. Auch die Kleinstadt selbst bot eine gute Grundlage für eine cozy Herbstgeschichte – doch dieses Gefühl kam bei mir leider nicht an. Dafür war die Handlung zu hektisch, die Entwicklungen zu flach und das vermeintlich herbstliche Wohlfühlgefühl wurde nicht richtig transportiert.
Was ich allerdings anerkennend erwähnen möchte: Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, lässt aber durch die frühe Einführung der Figuren aus den Folgebänden erkennen, dass eine übergreifende Handlung entsteht. Dennoch werde ich die Reihe – Stand jetzt – nicht weiterverfolgen, da mir die emotionale Tiefe und erzählerische Raffinesse gefehlt haben, um mich langfristig zu binden.

abschließendes Fazit:
Ein Roman mit schönem Cover, tollem Titel und guter Grundidee – aber in der Umsetzung für mich leider zu oberflächlich, zu gewollt witzig und emotional nicht greifbar. Wer eine kleine Geschichte „für zwischendurch“ sucht und keine allzu hohen Erwartungen an emotionale Tiefe oder Trope-Konsistenz hat, könnte hier fündig werden. Für mich persönlich war das jedoch kein Highlight.
Lieb gemeinte 3 Sterne – mit der Hoffnung, dass mich die Autorin beim nächsten Mal wieder mehr berührt.