cozy Herbst Rom-Com

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nancy0705 Avatar

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„The Pumpkin Spice Latte Disaster“ von Kyra Groh hat mich von Anfang an mit seiner herbstlichen Wohlfühlstimmung, dem charmanten Kleinstadtsetting und der Idee eines humorvollen Liebesromans in einem kleinen Café angesprochen.
Die Geschichte dreht sich um Jude, die nur widerwillig in ihre Heimatstadt Lower Whilby zurückkehrt, um der Hochzeit ihrer Schwester beizuwohnen. Dort trifft sie auf James, den mürrischen, aber attraktiven Besitzer eines kleinen Cafés, der eigentlich keine Lust auf Gesellschaft hat und erst recht nicht auf eine solche impulsive Person wie sie, die nicht auf den Mund gefallen ist. Zwischen den beiden entwickelt sich eine typische „von Hass zu Liebe“-Dynamik: Schlagabtausche, unerwartete Nähe, Rückschläge und wachsende Gefühle – gepaart mit viel Witz und Ironie.

Was mir beim Lesen sofort auffiel, war der gewohnt angenehme, flüssige und humorvolle Schreibstil von Kyra Groh. Ihre Sprache ist leicht, modern und lebendig und sie schafft es immer wieder, Dialoge so zu gestalten, dass sie sich wie echte Gespräche anfühlen. Ich mochte den Witz in den Wortgefechten zwischen Jude und James, die vielen ironischen Bemerkungen und das Tempo, das dadurch entsteht. Gleichzeitig hatte ich jedoch das Gefühl, dass der Humor an manchen Stellen etwas zu sehr bemüht wirkte. Dadurch ging mir manchmal etwas von der Authentizität verloren. Als wolle der Text ständig beweisen, wie schlagfertig und clever die Figuren sind.

Sehr deutlich ist auch der Einfluss der „Gilmore Girls“ zu spüren, und zwar so stark, dass ich stellenweise fast meinte, Lorelai und Luke in britischer Umgebung wiederzuerkennen. Jude erinnert in ihrer Art zu sprechen, ihrer Kaffeeleidenschaft, ihrer komplizierten Familiengeschichte und ihrem sprunghaften Wesen stark an Lorelai Gilmore. Einerseits fand ich diesen „Gilmore-Girls-Vibe“ richtig schön, weil er ein warmes, humorvolles und leicht nostalgisches Gefühl vermittelt. Andererseits war es mir zu nah am Original, fast ein bisschen abgeschrieben. Ich hätte mir gewünscht, dass Jude bei aller Ähnlichkeit noch stärker eine eigene Identität bekommt. Gleiches trifft leider auch auf James und seine Parallelen zu Luke zu.
Die Nebencharaktere waren insgesamt sehr sympathisch, auch wenn einige meiner Meinung nach noch eher blass blieben. Da es jedoch noch weitere Bände gibt, hoffe ich sehr darauf, dass man die Charaktere noch besser kennenlernt.

Die Haupthandlung rundum Jude, die zurückkehrt, James trifft, in dessen Café arbeitet und die Annäherung der beiden, funktioniert und macht Spaß. Mir gefiel das Setting und die Idee. Leider aber war mir die Handlung außerhalb der Beziehung zwischen Jude und James etwas zu wenig: Viele Nebenstränge werden angedeutet – das schwierige Verhältnis zu Judes Eltern und Schwester, unausgesprochene Konflikte in der Familie, alte Verletzungen –, doch diese bleiben weitgehend unbearbeitet. Es gibt kaum Aussprache und keine wirkliche Aufarbeitung der Konflikte. Am Ende blieb für mich leider das Gefühl, dass diese Themen einfach „erledigt“ sind, ohne dass sie wirklich verarbeitet wurden. Das fand ich schade, weil genau das der Geschichte mehr emotionale Tiefe und Glaubwürdigkeit gegeben hätte.

Trotz dieser Kritikpunkte hatte ich jedoch nicht das Gefühl, meine Zeit mit dem Buch zu verschwenden. Im Gegenteil, es liest sich unglaublich schnell, unterhält gut und erzeugt dieses typische Herbstgefühl, das man mit einer heißen Tasse Kakao (oder doch lieber Pumpkin Spice Latte? 😉) auf dem Sofa genießen möchte. Kyra Groh schafft es, Wärme und Leichtigkeit zu vermitteln, auch wenn nicht alles perfekt durchdacht wirkt.

Fazit

Insgesamt würde ich „The Pumpkin Spice Latte Disaster“ als unterhaltsame, charmante und warmherzige Liebesgeschichte bezeichnen, die mit Witz, Atmosphäre und einem klaren Wohlfühlfaktor punktet, allerdings erzählerisch nicht ganz ihr Potenzial ausschöpft, sodass wenn man Tiefe oder echte Entwicklung erhofft, eventuell ein kleiner Beigeschmack von Unerfülltheit bleibt.