Laut, liebenswert und lustig

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Schreibstil und Erzählperspektive

Kira Krohs Schreibstil ist, wie gewohnt, sehr locker, leicht und angenehm zu lesen. Das Buch wird aus zwei Ich-Perspektiven erzählt, nämlich aus der Sicht von Jude und James. Diese Doppelperspektive hat mir besonders gut gefallen, weil man so tiefer in die inneren Gedanken und Gefühle der beiden Figuren eintauchen konnte.

Interessant fand ich, dass der Fokus nach meinem Gefühl, stärker auf James’ Perspektive lag, was in diesem Genre eher ungewöhnlich ist. Oft bekommt die weibliche Protagonistin mehr Raum, aber hier gab es viele längere Passagen aus seiner Sicht, das empfand ich als erfrischend und abwechslungsreich.

Atmosphäre und Setting

Die Geschichte spielt in einer kleinen englischen Stadt, hauptsächlich im Café, das James führt. Dieses Setting mochte ich sehr, es war gemütlich, charmant und hat perfekt zu diesem „Small Town Romance“-Gefühl gepasst. Ich hätte mir sogar gewünscht, dass die Gemeinschaft in dieser Kleinstadt noch etwas stärker beleuchtet wird. Trotzdem war die Atmosphäre insgesamt sehr stimmungsvoll und hat Spaß gemacht.

Figuren und Charakterentwicklung

Jude ist für mich eine der spannendsten Protagonistinnen, die ich seit Langem gelesen habe. Sie ist laut, direkt, chaotisch, herzlich und dabei unglaublich vielschichtig. Ich hatte das Gefühl, dass sie möglicherweise ADHS hat, was zwar nur angedeutet, aber sehr authentisch umgesetzt wurde. Ihre humorvolle, manchmal etwas verpeilte Art macht sie menschlich und sympathisch.

James hingegen war für mich anfangs schwieriger zu greifen. In der ersten Hälfte des Buchs konnte ich mich kaum mit ihm identifizieren. Seine Denkweise und die Art, wie er über andere – besonders über Jude – spricht, hat mir teilweise nicht gefallen. Erst im Verlauf des Buchs, als die Dynamik zwischen ihm und Jude stärker wurde, hat er für mich eine glaubhafte Entwicklung durchgemacht. Diese Wandlung war nachvollziehbar und hat mir gefallen, auch wenn mir seine sehr stark sexualisierten Gedanken manchmal „too much“ waren.

Handlung und Themen

Das Buch behandelt viele Themen: Familiendrama, Öffentlichkeit, Mobbing, Trauma, Bindungsängste, Selbstakzeptanz und das Loslassen alter Muster. Besonders stark fand ich die Auseinandersetzung mit der Frage, wie man damit umgeht, „zu viel“ zu sein – zu laut, zu direkt, zu auffällig.

Der Einstieg gelang mir gut, aber die Handlung entwickelt sich eher langsam. Das erste Drittel zieht sich etwas, im zweiten Drittel kommt etwas Bewegung hinein, und das letzte Drittel hat mich dann wirklich überzeugt. Hier stimmt die Dynamik, der Humor zündet richtig, und man merkt, wie sich die Figuren emotional öffnen.

Das Ende war niedlich und zufriedenstellend, auch wenn mir eine kleine Szene mit einer Nebenfigur zur Aufklärung gefehlt hat. Möglicherweise wird das in einem Folgeband aufgegriffen.

Dynamik und Humor

Die Chemie zwischen Jude und James ist das Herzstück des Buchs. Ihr Zusammenspiel ist lebendig, voller Witz und Charme. Besonders die humorvollen Schlagabtausche, die flirtenden Neckereien und die ironischen Dialoge waren großartig. Ich musste beim Lesen , mehrfach laut lachen, was mir bei einem Buch selten passiert.

Toll fand ich auch, wie Jude selbstbewusst mit Humor umgeht, manchmal auch mit einem leicht sexuell gefärbten Witz, der die Szenen nicht platt, sondern einfach menschlich wirken lässt. Diese Mischung aus Humor, Emotion und Selbstironie war für mich das absolute Highlight des Romans.

Fazit

The Pumpkin Spice Latte Disaster ist eine charmante, humorvolle und emotionale Rom-Com, die mit einer ungewöhnlich facettenreichen Protagonistin und vielen kleinen, authentischen Momenten überzeugt.

Zwar war der Anfang etwas zäh, und manche Entwicklungen hätten noch runder sein können, doch der Humor, die Charaktertiefe machen das mehr als wett.