Der Herbst schreit förmlich nach warmen Getränken egal ob Glühwein oder einfach nur Kaffee. Genau in dieses cozy Gefühl passt die Story rund um Jude, die für die Hochzeit ihrer Schwester in ihre alte Heimat zurückkehrt. Mit dem Ort verbindet sie allerdings nicht nur schöne Erinnerungen, sondern vor allem Verletzungen und Frust. Und ausgerechnet dort trifft sie auf James, den Besitzer eines kleinen Tea Rooms und die beiden geraten vom ersten Moment an aneinander. Doch hinter dem ständigen Knistern liegt etwas, das sich nicht so leicht ignorieren lässt.Schon der Einstieg hat mich komplett abgeholt. Allein die Szene, in der Jude den Bus verpasst, hat mich direkt in diese typische englische Kleinstadtstimmung versetzt inklusive neugieriger Nachbarn, alter Geschichten, die nie so ganz verschwinden, und dieser Atmosphäre, in der jeder jeden kennt. Kyra Groh fängt das alles mit ihrem warmen, humorvollen Erzählstil unglaublich authentisch ein. Was die Geschichte besonders macht, sind die Emotionen. Jude und ihre Schwester tragen alte Enttäuschungen mit sich herum, James kämpft mit seinem eigenen Ballast, und viele der Bewohner wirken in ihren Mustern festgefahren. Genau das macht die Figuren so greifbar. Ihre Entwicklungen sind langsam, nachvollziehbar und ehrlich: Jude lernt, was sie wirklich braucht und James findet Worte für Dinge, die ihn lange beschäftigt haben. Auch der Schreibstil spiegelt diese Entwicklung wunderbar wider, anfangs wirken die Perspektiven eher distanziert, fast ein wenig verschlossen je mehr sich die Figuren öffnen, desto weicher und gefühlvoller wird auch der Ton. Und trotzdem bleibt die Geschichte durchgehend humorvoll und leicht zu lesen. Für mich war das Buch ein rundum stimmiger Roman der eine Kleinstadt, stolpernde Herzen und das Finden des eigenen Weges miteinander verbindet also ein echtes Highlight.