zu viele offene Fragen

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april1985 Avatar

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Sabine Schoder hat sich von der wohl tragischsten Liebesgeschichte der klassischen Literatur inspirieren lassen. Ich war total neugierig auf ihre ‚Romeo & Julia‘-Interpretation, muss aber letztlich sagen, dass mich die Autorin mit mehr Fragen zurück gelassen, als beantwortet hat. Kreativ und eigenwillig ist der Reihenauftakt aber allemal.

Die Handlung dreht sich um die 17-jährige Joy, welche auf den Theaterbühnen der Welt aufgewachsen ist. Ihr Vater ist Schauspieler, ihre Mutter kennt Joy nicht. Joy ahnt von ihrer Abstammung nichts, bis sie kurz vor einer Vorstellung ihres Vaters von einer seltsamen Organisation – der ‚Romeo & Juliet‘-Society nach Verona entführt wird. Dort soll sie eine Akademie besuchen, die von Mitgliedern der Familien Capulet und Montague besucht und geführt wird. Auf den Nachfahren der verfeindeten Familien lastet bis heute ein Fluch. Alle 17 Jahre muss sich ein Liebespaar opfern, damit die anderen überleben. Für Joy, die der Familie Capulet zugeordnet wurde, bedeutet dies, sich niemals in einen Montague zu verlieben.

Normalerweise bin ich immer Feuer und Flamme, wenn es um Akademien Familiengeheimnisse und Flüche geht. Und den Einstieg fand ich auch richtig vielversprechend. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem ich die Auswirkungen des Rosenfluches selbst zu ’spüren‘ bekommen habe. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich gefühlt nur mehr Fragen, die allerdings zu mindest in diesem Auftaktband nicht beantwortet wurden. Warum gibt es den Fluch überhaupt und in welchen Zusammenhang steht der Unstern damit? Nur zwei der Fragen, deren Beantwortung für mein Verständnis wichtig gewesen wären. Abgesehen von den vielen Lücken ist der Fluch selbst auch recht skurril.

Einige Spannungsmomente gibt es schon auch, insgesamt für mich aber zu wenig. Positiv fand ich hingegen, dass das im Klappentext angedeutete Liebesdreieck ausgeblieben ist. Joy steht zwar schon zwischen beiden rivalisierenden Fürsten der Häuser Capulet und Montague. Es ist was die Liebesgeschichte allerdings betrifft eine Richtung vorgegeben. Das Hin und Her zwischen den Auserwählten, was ich so gar nicht mag, bleibt zum Glück aus.

Während ich Joy, Rhyme und Cut sehr gut fassen konnte, sind die zahlreichen Nebencharaktere leider sehr oberflächlich geblieben. Bis zum Schluss habe ich sie teilweise nicht auseinanderhalten können, was für mich ein typisches Zeichen ist, dass es mir an charakterlicher Ausgestaltung fehlt.

Ob ich die Reihe weiter verfolgen werde, steht noch in den Sternen. Aufgrund der vielen unbeantworteten Fragen hat mir der rote Faden gefehlt.

Fazit:

Eines ist Sabine Schoders Reihenauftakt definitiv: sehr eigenwillig und überaus kreativ. So kannte ich die Geschichte von ‚Romeo & Julia‘ jedenfalls noch nicht. In dieser Hinsicht fand ich das Buch auch gut, weil es eigene Wege geht. Allerdings konnte mich die Handlung nicht wirklich überzeugen, was vorallem daran liegt, dass so gut wie keine Fragen zum Fluch, der auf den Nachfahren der Familien Capulet und Montague lastet, beantwortet werden.