Viel ungenutztes Potenzial

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vivi.nne Avatar

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Es gibt Bücher, die einen von der ersten Seite an fesseln – und dann gibt es Bücher, bei denen man das Gefühl hat, dass sie so viel mehr hätten sein können. Leider fällt dieses Buch für mich in die zweite Kategorie. Obwohl die Grundidee vielversprechend ist und einige Elemente wirklich gut funktionieren, scheitert die Umsetzung an fehlender Struktur, unzureichender Charakterentwicklung und einer insgesamt schwachen Erzählweise.

Aber kurz zu den positiven Aspekten: Der Kern der Handlung hat mir durchaus gefallen. Auch die humorvollen Dialoge haben mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht, was der Geschichte eine angenehme Leichtigkeit verliehen hat. Besonders gefreut hat mich zudem, dass hier Slow Burn tatsächlich ernst genommen wird. In vielen Büchern wird eine langsame Annäherung zwischen den Charakteren versprochen, aber letztlich läuft es dann doch wieder auf eine übereilte Liebesgeschichte hinaus. Hier wurde das Prinzip wirklich durchgezogen – und das ist definitiv ein Pluspunkt.

Aber jetzt zu meinem restlichen Leseeindruck.
Ein roter Faden? Fehlanzeige! Eines der größten Probleme des Buches ist das fehlende Ziel der Geschichte. Oft wusste ich einfach nicht, worauf die Handlung eigentlich hinauslaufen will. Szenen wirken aneinandergereiht, ohne dass eine klare Richtung erkennbar ist, was mich immer wieder aus dem Lesefluss gerissen hat. Auch die Dialoge waren teilweise sehr unvollständig – es gab Sprünge in den Gesprächen, als würden Sätze oder wichtige Erklärungen fehlen. Das führte dazu, dass manche Unterhaltungen abgehackt und unausgereift wirkten. Dadurch fehlte es mir an emotionaler Tiefe und an einer echten Verbindung zu den Charakteren. Ein weiterer Kritikpunkt ist das Worldbuilding. Während das Magiesystem an sich interessant war, hätte ich mir viel mehr Details hierzu gewünscht. Die Schauplätze bleiben oft vage und undefiniert, sodass es schwerfiel, sich wirklich in die Welt einzufinden. Auch mit der Protagonistin Astraea hatte ich meine Probleme. Zu Beginn mochte ich sie wirklich gern, aber leider schien sie sich im Verlauf der Geschichte kaum weiterzuentwickeln. Ihre Naivität blieb übertrieben konstant, sodass es irgendwann fast absurd wirkte. Ich hätte mir gewünscht, dass sie aus ihren Erfahrungen lernt und wächst – stattdessen blieb sie auf einem Level stehen. Ihr Gegenpart Nyte erfüllt dagegen alle Klischees eines mysteriösen Bad Boys – was ich per se nicht schlimm finde. Doch die unzähligen Geheimnisse, die ihn umgeben, wirken an manchen Stellen sehr künstlich und übertrieben. Es fühlte sich an, als würde bewusst versucht, ihn so mysteriös wie möglich zu gestalten, was aber nicht immer überzeugend rüberkam. Zudem war die große Auflösung viel zu vorhersehbar. Schon früh war absehbar, worauf alles hinausläuft – nur die Charaktere selbst scheinen es nicht zu bemerken. Das hat mir leider einiges an Spannung genommen, da es keine wirklichen Überraschungen mehr gab.

Am Ende bleibt für mich der Eindruck, dass hier unglaublich viel ungenutztes Potenzial liegt. Die Welt, die Charaktere und die Handlung hätten mit etwas mehr Feinschliff wirklich großartig werden können, doch stattdessen fehlt es an Tiefe, Struktur und einem überzeugenden Spannungsbogen. Für mich endet die Reise mit dieser Reihe nach diesem Band, da ich mit der Story und den Charakteren einfach nicht warm geworden bin. Trotzdem hoffe ich für alle Fans, dass die Geschichte in den Folgebänden ihr Potenzial noch entfaltet.