Ein Kriegsspiel als verbindendes Element

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fellfluse Avatar

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Meredith und ihre Familie machen jeden Sommer Urlaub auf Marthas Vineyard. Fast jeden Sommer. Im letzten Jahr waren sie nicht dort, weil sie den Tod von Merediths Schwester Claire verarbeiten mussten. Entsprechend fühlt sich die Reise in diesem Jahr anders an. Nicht nur, weil der Anlass ein besonderer ist – die Hochzeit der Cousine – sondern auch weil hinter jeder Ecke die Erinnerung lauert.

Dem Setting stehe ich etwas ambivalent gegenüber. Einerseits mag ich so leichte Sommerbücher und was schreibt mehr nach Leichtigkeit, als der Urlaub auf einer Insel? Andererseits bin ich kein besonderer Fan dabei, privilegierten Kids dabei zuzuschauen, wie sie ach-so-schlimme-Probleme lösen, während sie sich überhaupt nicht darüber im Klaren sind, wie sehr sie eigentlich vom Schicksal begünstigt wurden, überhaupt SO leben zu können und dies normal zu finden.
Das finde ich hier auch. Hier wird munter über Einkäufe im dreistelligen Bereich gesprochen als wäre das nichts und völlig normal. Riesengroße Flächen auf der Farm, mehrere Gästehäuser, drei Kilometer lange Wege bis zur Grundstücksgrenze… alles normal. Für mich nicht. Und in Anbetracht dieses Umfeldes fällt es mir dann auch schwer, die Sorgen und Nöte der Charaktere so richtig ernst zu nehmen.

Sorgen und Nöte? Ja, tatsächlich ist für die meisten Personen das größte Problem, ob sie bei einem Spiel rausfliegen. Überhaupt, und das ist kein Spoiler weil das Spiel bereits zu Beginn startet, dreht sich fast alles um „Killer“. Wo man einander mit Wasserpistolen zu erlegen versucht. Und das zieht sich durch die ganze Handlung, ist die meiste Zeit sogar der führende Handlungsstrang. Permanent wird von „gekillt“ „einem Kill“ und Ähnlichem gesprochen und ich finde das einfach unpassend. Ja, das Spiel klingt nach Spaß. Aber im Grunde ist das schon recht zweifelhaft, wenn über ein Spiel eine „wir erschießen einander“-Atmosphäre kreiert wird. Bei der wohlgemerkt alle dieses Spiel viel zu ernst nehmen. Ich meine, es ist ein Spiel. Das bei der ganzen Hochzeitswoche eigentlich eine kleine Nebensächlichkeit sein sollte. Netter Zeitvertreib aber mehr auch nicht. Aber einige scheinen es sich zum Lebensinhalt zu machen und da es permanent so in den Vordergrund gerückt wird, hinterlässt das bei mir einen komischen Beigeschmack. Ich meine, es ist am Ende einfach nur ein Spiel und sollte nicht so wichtig genommen werden, dass man deswegen lügt, einander „verrät“ oder so wütend aufeinander wird, dass man erstmal unendlich viel Zucker zum Ausgleich konsumieren muss. Alleine die Aussagen, dass einem schlecht wird bei dem Gedanken, jemand bestimmten mit Wasser „abschießen“ zu müssen. Sorry? Es. Ist. Ein. Spiel. Ich begreife einfach nicht, wieso alle das so verdammt ernst nehmen, als würden sie in echt jemanden erschießen müssen.

Außerdem stört mich ehrlich gesagt auch der Titel des Buches, denn es geht nicht um einen ganzen Sommer, sondern nur um eine einzige Woche. Da war ich alleine aufgrund des überschaubaren zeitlichen Rahmens schon etwas enttäuscht.


Geschrieben ist es gut. Locker-leicht. Sommerlich eben. Jugendlich. Fröhlich trotz aller Dramatik, die dahinter liegt. Wirklich angenehm und eingängig.
Und die Sommerstimmung, das Unbeschwerte, die (finde ich) tolle Familie mit der wunderbaren Feier gefällt mir sehr. Auch wenn die gesamte Familie schon sehr privilegiert lebt und das als selbstverständlich hinnimmt. Aber insgesamt liest das Buch sich wie das was es sein will: eine schöne, leichte Sommerromanze.
Was es hingegen nicht ist und wo ich auch mehr erwartet hätte aufgrund der Beschreibung: Es ist kein Buch, in dem Trauer verarbeitet wird. Das ist immer so ein bisschen unter ferner liefen und auch da finde ich werden etwas falsche Erwartungen geweckt.

Daher: Störst du dich an einem Kriegsspiel, das die komplette Handlung für sich vereinnahmt?
Störst du dich daran, dass es nur um eine einzige Woche geht?
Störst du dich an sich nicht altersgerecht verhaltenden Protagonisten?
Störst du dich am Miscommunication-Trope?
Wenn alle Antworten „nein“ lauten, ist das hier ein tolles Buch für warme Sommertage.