Verliebt in Schottland

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leonie2106 Avatar

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Die junge Bedienung Amelia hat als Kind bei einem tragischen Autounfall ihre Eltern verloren und stellt ihr eigenes Leben seither für ihre traumatisierte kleine Schwester Maisie hintenan. In dem Café, in dem sie arbeitet, trifft sie auf den arroganten Bestseller-Autoren Jasper Haven. Nach anfänglichen Streitereien können die beiden schon bald die Spannung zwischen sich nicht mehr verleugnen, doch auch Jasper trägt ein schweres Päckchen aus seiner Vergangenheit mit sich und ist der festen Überzeugung, dass er nicht in der Lage ist zu lieben.

Das Buch hat mir gefallen und mich sehr unterhalten. Vor allem mit ihrer Art die Landschaft zu beschreiben hat Jana Schäfer das Fernweh in mir geweckt und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen, da ich es gar nicht weglegen wollte. Allerdings gab es für mich im Nachgang auch einige Unstimmigkeiten, weswegen ich leider auch zwei Sterne abziehen musste.

Ich fange erstmal damit an, was mir gefallen hat: Ich mochte den Schreibstil sehr und auch die Charaktere. Vor allem Amelia ist ein sehr sympathischer Hauptcharakter. Auch gefallen hat mir die Darstellung von Freundschaft und Bindung. Maisie ist ein sehr interessanter Charakter (das zweite Buch wird wohl von ihr handeln) und die Art, wie sie mit ihrem Trauma umgeht ist sehr gut beschrieben. Auch die Themen, die die Autorin anspricht sind gut gelungen. Es geht um schwierige Kindheiten, Verlust und Ängste, fehlendes Selbstbewusstsein, Schuldgefühle, Trauma und Bindungsängste. Die Charaktere selbst gehen mit ihren psychischen Problemen (zumindest dem Leser gegenüber) sehr offen um und auch psychologische Hilfe wird sehr positiv bewertet, was mich sehr gefreut hat. Die Spannung ist nie abgebrochen und das Buch selbst wurde an keiner Stelle langatmig. Es hat sich alles sehr gut lesen lassen und ich mochte es sehr.

Was mir nicht so gut gefallen hat, war vor allem der rote Faden in der Hauptgeschichte. Besonders Jasper war für mich persönlich ein sehr schwieriger Charakter, den ich nicht immer verstanden habe. Sein innerer Konflikt hat sich oft nicht richtig ausgearbeitet angefühlt. Zum einen bittet er mehrmals um eine Chance auf mehr als nur Freundschaft, zum anderen sagt er immer wieder, dass er keinen in sein Leben lassen will. Er ist sehr sprunghaft, aber diese Sprünge sind nicht immer logisch. Auch das generische Drama, dass in diesem Genre immer nach dem ersten Hoch der Beziehung kommen muss, war mir nicht ganz schlüssig. Es kam nach einer viel zu schnell aufgebauten Nähe sehr abrupt und wurde auf nur zwei Seiten abgehandelt. Die beiden Charaktere haben starke Bindungsprobleme, was sehr hervorgehoben wird, dennoch entsteht ihre Beziehung innerhalb einer Woche. Das hat sich beim Lesen sehr unnatürlich angefühlt (akzeptiert man das aber einfach und nimmt es hin, so bekommt man trotzdem eine süße Liebesgeschichte).

Das Ende selbst konnte mich auch nicht ganz überzeugen. Nachdem Jaspers Vergangenheit über 300 Seiten ein Geheimnis war, wird alles sehr schnell und auf einmal sehr dramatisch und ist genauso schnell gelöst und man befindet sich plötzlich in einem Epilog in dem alles "perfekt" ist. Da hätte ich ruhig noch 100 Seiten mehr gelesen :)

Alles in allem hat mir das Buch aber gefallen. Ich mochte den Stil, die Charaktere und vor allem Schottland. Ich würde gerade für Romance-Fans eine dicke Empfehlung aussprechen. The Way We Fall mag nicht das tiefgängigste Buch aller Zeiten sein, aber es unterhält, ist gut geschrieben und mach Spaß zu Lesen. Wer also mal wieder nach ein bisschen Herzschmerz sucht, der ist hier genau richtig.