Solider Auftakt mit Luft nach oben

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ceecee Avatar

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Optisch ist The Wind Weaver ein Hingucker im Bücherregal: Ein wunderschön gestaltetes Fantasy-Cover mit Farbschnitt, ergänzt durch hübsche Charakter-Artworks zu Beginn und Ende des Buches.

Inhaltlich hat mich der Auftakt dieser Trilogie zwar nicht komplett umgehauen, aber doch positiv überrascht. Gerade weil ich mich in letzter Zeit etwas an Romantasy sattgelesen habe, da man auf gefühlt immer wieder die gleichen Stories mit klischeehaften Figuren, oberflächlicher Handlung und unausgereiftem Worldbuilding trifft. Julie Johnson macht hier in vielen Punkten aber einiges besser. Das Rad wird zwar nicht neu erfunden (Stichwort: Elementarmagie, Chosen One, alte Prophezeiung – die klassischen Fantasy-Tropes halt), aber die Geschichte ist unterhaltsam und insgesamt gut umgesetzt. Die Welt ist liebevoll ausgestaltet, die Dialoge witzig und charmant – und auch die Nebenfiguren tragen viel dazu bei, dass man gern weiterliest.

Was das Pacing betrifft: An manchen Stellen zog sich die Handlung für meinen Geschmack etwas und ich hätte mir gelegentlich einen strafferen Spannungsbogen gewünscht. Trotzdem hatte ich insgesamt Spaß beim Lesen.

Mit der Beziehung zwischen dem MMC und Rhya bin ich bisher nicht so richtig warm geworden. Zu Beginn mochte ich den Enemies-to-Lovers-Vibe sehr. Und die Szene im Wirtshaus, als Rhya neben ihm aufwacht… ich musste so lachen. Aber seine kühle, ihr gegenüber geheimniskrämerische Art war für mich insgesamt schwer nachzuvollziehen, wo doch viele der Informationen, die Rhya im Laufe der Geschichte erhält, durchaus hätten helfen können, Vertrauen ihm gegenüber aufzubauen und ihre anfänglichen Widerstände abzubauen. Die teils toxischen Aspekte seiner Beziehung zu Rhya gefallen mir ebenfalls nicht besonders. Irgendwie fehlt es der Beziehung zwischen beiden an Substanz. Da er in meinen Augen aber trotzdem ein sympathischer Charakter (mit Ecken und Kanten) ist, hat er sich, wie ich finde, zumindest noch nicht komplett als Love-Interest disqualifiziert. Nichtsdestotrotz habe ich viel Hoffnung in das angedeutete Love Triangle, das – sofern es gut weiterentwickelt wird – einiges an Potenzial für kommende Bände bieten dürfte!

Ich hoffe sehr, dass Sturmverführt lediglich den Grundstein für eine komplexere, größere Geschichte legt und viele der bislang noch unklaren Aspekte in den Folgebänden aufgegriffen und sinnvoll aufgelöst werden. Gerade weil so vieles bisher nur angedeutet wird, sehe ich hier noch viel Entwicklungspotenzial – auch für die zwischenmenschlichen Dynamiken.

Fazit: The Wind Weaver ist kein perfekter Romantasy-Roman, aber ein gelungener Auftakt mit viel Potenzial. Wer keine Neuerfindung des Genres erwartet, sondern Lust auf eine solide Romantasygeschichte mit klassischen Tropes und gutem Worldbuilding hat, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen. Ich bin gespannt, wie sich die Reihe weiterentwickelt und freue mich auf den nächsten Teil!