Interessanter Ansatz, der sein Potential nicht ausschöpft

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lynn253 Avatar

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Ich bin ehrlich gesagt etwas zwiegespalten. Die Welt, die in dem Roman aufgebaut wird, ist wirklich faszinierend, die Charaktere interessant und die Handlung an sich spannend. Dennoch konnte die Geschichte mich nicht so ganz in den Bann ziehen.

Zuerst einmal zum Worldbuilding: es gibt verschiedene Reiche, Götter und Legenden und ein super spannendes Magiesystem, in dem beispielsweise sogenannte "Witch Walker" mithilfe traditioneller Gesänge Magie wirken. Trotz der spannenden Details hatte ich lange das Gefühl, diese Welt nicht richtig greifen zu können. Einen großen Teil der Hintergrundgeschichte zu den Göttern und ihren Kriegen erfährt man beispielsweise erst in der Mitte der Geschichte - und dafür dann komplett auf einmal. Andere Dinge dagegen haben sich mir bis zum Schluss nicht erschlossen. Beispielsweise tragen magisch begabte Menschen Runen auf der Haut, je mehr Runen desto stärker die Macht. Aber welche funktionelle Rolle spielen die Runen - und hat man erst das Ausmaß der Macht und dementsprechend Runen oder andersherum? So ist es für mich ein interessantes Detail, dass aber irgendwie nicht ganz in den Rahmen der Geschichte integriert war.

Auch die Charaktere sind an sich interessant. Die Protagonistin, Raina, ist mutig, eigensinnig und stellenweise auch etwas wankelmütig, was für mich nicht immer ganz zusammengepasst hat. Zusätzlich zu Rainas Perspektive wird auch aus der von Alexus, dem Witch Collector erzählt. Er ist stark, mutig, klug, freundlich, gutaussehend. Für mich hat stand sein ausgeglichenes Wesen im Kontrast zu seiner traumatisierenden Vergangenheit - ich hätte eigentlich erwartet, dass das, was er erlebt hat, mehr Spuren hinterlassen würde.

Und womit ich ebenfalls hadere, ist eine der Prämissen der Geschichte. Und zwar kommt der Witch Collector regelmäßig in die Dörfer und nimmer talentierte Hexen mit, welche dann den König und das Reich beschützen. Vor acht Jahren hat er Rainas Schwester mitgenommen. Und dafür hasst sie ihn inbrünstig, plant ihn und den König, dem er unterstellt ist, zu töten, um ihre Schwester zurückzubekommen. Für mich klingt ihr Vorhaben nach einem recht hanebüchenen Plan, zudem verstehe ich das Ausmaß ihres Hasses nicht. Außer ihr schein sonst niemand im Dorf ein Problem mit der Tradition zu haben scheint. Ihr Hass legt sich dann recht schnell, sobald die den (attraktiven) Witch Collector gesehen hat. Naja...

Anmerken möchte ich noch, dass die Geschichte stellenweise ziemlich brutal war. Gleich am Anfang werden ganze Dörfer abgeschlachtet und niedergebrannt, auch Menschen, die zunächst fliehen oder sich verstecken fallen der Gewalt zum Opfer. Damit hatte ich in dem Maße nicht so ganz gerechnet.

Insgesamt bleibt die Geschichte trotz interessanten Ansatzes hinter meinen Erwartungen zurück. Ich bin noch unsicher, ob ich den zweiten Band lesen werde.