Wenn Rache zur Nebensache wird
Die Prämisse klang vielversprechend: Raina will den Witch Collector töten, der ihre Schwester entführt hat, findet sich aber plötzlich an seiner Seite wieder, um eine noch größere Bedrohung abzuwenden. Enemy-to-Lovers trifft auf Fantasy-Worldbuilding mit nordischen Göttern – eigentlich eine Kombi, die funktionieren sollte.
Was mich wirklich begeistert hat: Die Autorin integriert Gebärdensprache als zentrales Element in die Geschichte. Raina kommuniziert über Gebärden, was im Fantasy-Genre selten so konsequent umgesetzt wird. Das ist mutig und wichtig. Allerdings hätte diese Thematik noch mehr Tiefe vertragen können – es bleibt zu oft an der Oberfläche, wird zum charakteristischen Merkmal statt zu einer wirklich durchdachten Repräsentation.
Mein größtes Problem lag im Pacing. Die Geschichte stolpert zwischen „es passiert absolut nichts" und „plötzlich explodiert alles gleichzeitig". In den ersten Kapiteln zieht sich die Handlung zäh dahin, dann werden innerhalb weniger Seiten so viele neue Charaktere, Götternamen und Plotentwicklungen eingeführt, dass ich den Überblick verlor. Wer war nochmal wer? Welcher Gott gehört zu welcher Fraktion? Warum handelt diese Figur plötzlich so?
Als Lektorin fiel mir auf, dass die Informationsvergabe nicht gut dosiert ist. Entweder bekomme ich zu wenig Kontext, um Ereignisse einzuordnen, oder ich werde mit Namen und Backstory überschüttet, ohne dass diese organisch in die Handlung eingebettet werden. Die verschiedenen Fraktionen, Götter und ihre Beziehungen zueinander hätten strukturierter aufgebaut werden müssen.
Die Charakterentwicklung von Raina bleibt flach. Ihr Wandel von "Ich will ihn töten" zu "Oh, vielleicht ist er doch der Held" vollzieht sich zu abrupt, ohne dass ich als Leserin emotional mitgenommen werde. Die dunklen Seiten beider Charaktere, die im zitierten Dialog angedeutet werden, werden nicht wirklich ausgeleuchtet. Was genau ist diese Dunkelheit? Warum sollten sie Freunde sein?
Der Worldbuilding-Ansatz mit der Mythologie aus Eis, Feuer und alten Göttern hat Potenzial, wirkt aber nicht durchdacht genug. Magiesysteme und göttliche Machtstrukturen bleiben vage, Regeln werden aufgestellt und dann wieder gebrochen, ohne dass nachvollziehbare Konsequenzen folgen. An einigen Stellen machte die Handlung einfach keinen Sinn – Charaktere treffen Entscheidungen, die ihrer bisherigen Entwicklung widersprechen, Plottwists wirken konstruiert statt organisch.
Fazit: „The Witch Collector" hatte das Zeug zu einer spannenden Fantasy-Romance mit wichtiger Repräsentation. Die Umsetzung scheitert jedoch an unausgewogenem Pacing, konfuser Informationsvergabe und oberflächlicher Charakterzeichnung. Für Leser, die eine solide Geschichte mit nachvollziehbarer Entwicklung erwarten, wird das Buch frustrierend sein. Wer bereit ist, über strukturelle Schwächen hinwegzusehen und sich auf die Grundidee einzulassen, findet vielleicht mehr Gefallen daran als ich.
Was mich wirklich begeistert hat: Die Autorin integriert Gebärdensprache als zentrales Element in die Geschichte. Raina kommuniziert über Gebärden, was im Fantasy-Genre selten so konsequent umgesetzt wird. Das ist mutig und wichtig. Allerdings hätte diese Thematik noch mehr Tiefe vertragen können – es bleibt zu oft an der Oberfläche, wird zum charakteristischen Merkmal statt zu einer wirklich durchdachten Repräsentation.
Mein größtes Problem lag im Pacing. Die Geschichte stolpert zwischen „es passiert absolut nichts" und „plötzlich explodiert alles gleichzeitig". In den ersten Kapiteln zieht sich die Handlung zäh dahin, dann werden innerhalb weniger Seiten so viele neue Charaktere, Götternamen und Plotentwicklungen eingeführt, dass ich den Überblick verlor. Wer war nochmal wer? Welcher Gott gehört zu welcher Fraktion? Warum handelt diese Figur plötzlich so?
Als Lektorin fiel mir auf, dass die Informationsvergabe nicht gut dosiert ist. Entweder bekomme ich zu wenig Kontext, um Ereignisse einzuordnen, oder ich werde mit Namen und Backstory überschüttet, ohne dass diese organisch in die Handlung eingebettet werden. Die verschiedenen Fraktionen, Götter und ihre Beziehungen zueinander hätten strukturierter aufgebaut werden müssen.
Die Charakterentwicklung von Raina bleibt flach. Ihr Wandel von "Ich will ihn töten" zu "Oh, vielleicht ist er doch der Held" vollzieht sich zu abrupt, ohne dass ich als Leserin emotional mitgenommen werde. Die dunklen Seiten beider Charaktere, die im zitierten Dialog angedeutet werden, werden nicht wirklich ausgeleuchtet. Was genau ist diese Dunkelheit? Warum sollten sie Freunde sein?
Der Worldbuilding-Ansatz mit der Mythologie aus Eis, Feuer und alten Göttern hat Potenzial, wirkt aber nicht durchdacht genug. Magiesysteme und göttliche Machtstrukturen bleiben vage, Regeln werden aufgestellt und dann wieder gebrochen, ohne dass nachvollziehbare Konsequenzen folgen. An einigen Stellen machte die Handlung einfach keinen Sinn – Charaktere treffen Entscheidungen, die ihrer bisherigen Entwicklung widersprechen, Plottwists wirken konstruiert statt organisch.
Fazit: „The Witch Collector" hatte das Zeug zu einer spannenden Fantasy-Romance mit wichtiger Repräsentation. Die Umsetzung scheitert jedoch an unausgewogenem Pacing, konfuser Informationsvergabe und oberflächlicher Charakterzeichnung. Für Leser, die eine solide Geschichte mit nachvollziehbarer Entwicklung erwarten, wird das Buch frustrierend sein. Wer bereit ist, über strukturelle Schwächen hinwegzusehen und sich auf die Grundidee einzulassen, findet vielleicht mehr Gefallen daran als ich.