Wie aufgewärmter Kaffee

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alex_buchgeplauder Avatar

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THE WOMAN IN SUITE 11 ist der neue Thriller von Ruth Ware. Wie man am Titel unschwer erkennt, knüpft das Buch an THE WOMAN IN CABIN 10 an. Das mochte ich damals, als es erschienen ist, sehr. Mittlerweile erinnere ich mich aber Null an die Handlung. Hätte ich nach einer gefühlten Ewigkeit jetzt also noch eine nachgeschobene Quasi-Fortsetzung gebraucht? Die Antwort lautet ganz klar: Nein! Und Ruth Ware konnte mich auch nicht vom Gegenteil überzeugen.
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Darum geht’s: Zehn Jahre sind die Ereignisse auf dem Kreuzfahrtschiff her. Jetzt treffen wir Lo Blacklock wieder, die seitdem geheiratet und zwei Kinder bekommen hat. Weil sie ihr Hausfrauendasein als unbefriedigend empfindet, spielt Lo mit dem Gedanken, wieder in ihren Beruf als Reisejournalistin zurückzukehren. Lo folgt der Einladung zur Eröffnung eines Luxushotels in der Schweiz. Sie begegnet alten Bekannten wieder und wird in ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel hineingezogen…
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Viel Zeit geht in WOMAN IN SUITE 11 dafür drauf, die Erinnerung der LeserInnen wieder aufzufrischen sowie Handlung und Personen mit der Vorgeschichte zu verknüpfen. Einerseits hatte ich genau das zwar dringend nötig, andererseits ist diese ständige Herstellung einer Verbindung aber auch ziemlich ermüdend. Die Namen der verschiedenen Charaktere, die hier wieder ins Spiel gebracht werden, habe ich mir mühsam gemerkt, nur um dann festzustellen, dass sie im Handlungsverlauf einfach wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Das ist ernüchternd und hat mich auch ziemlich geärgert. Auch das anfangs noch vielversprechend aufgebaute Setting und die damit verbundene Atmosphäre wird nicht über die Distanz gerettet. Das alles verpufft irgendwo. Stattdessen musste ich eine Protagonistin ertragen, die mich mit ihrer grenzenlosen Naivität und ihrem schlichtweg dummen und nicht nachvollziehbaren Verhalten an den Rande des Wahnsinns getrieben hat. Außerdem ist der Handlungsverlauf nicht wirklich überraschend. So geht jeglicher Hauch von Spannung in purer Genervtheit und Langeweile auf.
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THE WOMAN IN SUITE 11 ist eine einzige große Enttäuschung. Das Buch macht auf mich von vorne bis hinten den Eindruck, als hätte es Ruth Ware einfach an neuen Ideen gefehlt. Die Story wirkt gewollt und konstruiert. Es ist, als hätte man einen alten Erfolg auf Teufel komm raus nochmal auffrischen und Profit daraus schlagen wollen. Der Versuch ist zumindest in meinen Augen aber gehörig nach hinten losgegangen. Der Thriller ist aufgewärmter Kaffee – und der schmeckt nun mal einfach nicht. Das hätte man sich lieber schenken sollen. Nach diesem Voll-Flop tendiere ich aktuell sogar dazu, Ruth Ware von meiner Leseliste zu streichen.