Berührende Fantasy mit Gänsehaut-Garantie

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drachenzahn Avatar

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Bei „Thirteen Witches“ handelte es sich um eine berührende Fantasiegeschichte mit Gänsehaut-Garantie, die sich insbesondere auf die zwischenmenschlichen Aspekte konzentriert. So werden Freundschaft, die Bedeutung von Familie und der Prozess des Erwachsenwerdens auf intelligente und einfühlsame Weise beleuchtet. Doch auch Gruselfans kommen hier voll auf ihre Kosten.

Rosies Beziehung zu ihrer Mutter ist nicht gerade einfach. Das Mädchen wird von ihr kaum beachtet, geschweige denn geliebt. Die beiden leben eher nebeneinander her, als wären sie Fremde im eigenen Zuhause. Ihre Mutter wirkt wie ein Schatten, ohne Wünsche, ohne Ziele, ohne Gedächtnis. Sie vergisst ihre Tochter jederzeit aufs Neue. Eines Tages lernt Rosie den Grund dafür kennen, der ihre Welt auf den Kopf stellt. Ihre Mutter wurde von einer Hexe verflucht und ihrer Erinnerung beraubt. Kurz darauf gerät sie selbst ins Visier der Erinnerungsdiebin.

Die Schilderung der Mutter-Tochter-Beziehung hat mich von Anfang an mitgerissen. Auf welche Weise Rosie in ihrem Alltag versucht, Normalität herzustellen, ist bittersüß und traurig. Gleichzeitig droht die Freundschaft zu ihrer besten Freundin Keim zu zerbrechen. Während sich Rosie krampfhaft an das Vergangene festhalten will, ist diese bereit für Veränderung, für das Erwachsenwerden. Die Charaktere, ob Mensch oder Geist, werden allesamt authentisch geschildert, sodass man sich sehr gut in sie hineinversetzen kann.

Dafür entspringen jedoch die Hexen, die Mondgöttin und alle anderen mystischen Personen einer anderen Welt. Sie werden sehr atmosphärisch dicht, geradezu poetisch und im Falle der Hexen auch gruselig dargestellt. Durch Rosies Fähigkeiten wird schließlich auch ganz konkret die Liebe zum Buch, zum Geschichten-Erfinden realisiert.

Dieser erste Band einer Trilogie wird überwiegend sehr fesselnd und anschaulich erzählt. Lediglich der Mittelteil zieht sich etwas, als Rosie nach und nach die ganze Hintergrundgeschichte erzählt bekommt und aufdeckt. Sicher ist es notwendig, ihr dieses Wissen zu vermitteln, aber insgesamt kam es dann doch etwas trocken herüber. Das Ende ist wieder deutlich stärker und atmosphärisch sehr ansprechend, auch wenn ich mir das Finale dann doch ein klein wenig actionreicher gewünscht hätte, poetisch ist es in jedem Fall.

Das Buch erzählt eine abgeschlossene Handlung rund um die Erinnerungsdiebin, jedoch werden einige Geheimnisse aufgedeckt, die neugierig auf die nächsten zwei Bände machen. Wer düstere, emotionale Fantasy mit einem Hauch Grusel liebt, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen!