Gegenentwurf zu “Mord im Mittsommer”?

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Zum zweiten Mal schickt Viveca Sten ihre Ermittlerin Hannah Ahlander ins Rennen. Die ist weiterhin in Åre, wo es nicht nur der Winterferien wegen, sondern auch eines Mordfalls wegen hektisch zugeht: Eine übel zugerichtete Männerleiche wird gefunden und während die Polizei noch im Dunklen tappt, wer den offenbar beliebten früheren Skirennläufer umgebracht haben könnte, wird bald darauf auch eine Frau vermisst, Rebecca, die Frau eines freikirchlichen Pfarrers. Hängen die beiden Fälle zusammen? War die Frau die Täterin oder hat sie etwas beobachtet? Die Zeit drängt, denn Rebecca braucht dringend ihre Medikamente. Wird es Hannah und ihren Kollegen gelingen, den Fall zu lösen und Rebecca rechtzeitig zu finden?

Obwohl seit der Aufklärung des letzten Falls nur wenig Zeit vergangen ist, scheint Hannah bereits heimisch in Åre. Das Team ist schon recht gut eingespielt, das Privatleben der Ermittler spielt zwar eine Rolle, jedoch nicht so viel, dass es nervte, aber genug, um über die Serie hinweg Identifikationsmöglichkeiten zu schaffen. Die behandelten Themen reichen von häuslicher Gewalt bis zu religiöser Verblendung bzw. “Co-Abhängigkeit” (oder wie immer man es bezeichnet, wenn ein Partner den anderen nicht verlässt, obgleich der gesunde Menschenverstand das verlangte). Erzählt wird die Geschichte mit verschiedenen Handlungssträngen aus unterschiedlichen Perspektiven und mit Rückblenden, was es erfreulich komplex machte, der wendungsreichen und durchaus spannenden Geschichte zu folgen. Manchmal ertappt man sich dabei, wie man den von Sten ausgelegten Spuren auf den Leim geht, manches dagegen ist etwas offensichtlich … darüber kann dann auch Stens durchaus flüssig lesbarer Stil nicht hinwegtäuschen, jedenfalls nicht über die gesamte Länge des Buches. Ein wenig kam mir das winterliche Setting in der bei Schweden beliebten Wintersportregion wie der Gegenentwurf zu Stens ”Mord im Mittsommer”-Geschichten wegen gewisser Parallelen bzw. Gegensätzen vor (Nord- vs. Südschweden, Wintersport vs. Boote und Sommerferien, Dunkelheit vs. Helligkeit ...) vor. Das ist nicht schlecht, sondern eher geschickt, weil sich die Story so trotz des neuen Settings vertraut anfühlt.