Von Schnee, Sturm und kaltblütigen Verbrechen

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justm. Avatar

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Mit „Tief im Schatten“ legt Autorin Viveca Sten den zweiten Teil rund um ihre Ermittlerin Hannah Ahlander vor und nimmt die geneigte Leserschaft erneut mit zu einer Reise an den Polarkreis, wo Schnee und Sturm die eisige Kulisse für ähnlich kalte Verbrechen liefern.

Wie bereits im Auftakt zur Reihe werden auch hier nicht alle Kapitel aus Hannahs Sicht erzählt, so daß auch andere Figuren immer wieder im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen.

Eine stilistische Ausnahme machen Extra-Kapitel über eine gewisse Rebecca, deren Geschichte etliche Jahre in der Vergangenheit beginnt und der Gegenwarts-Ebene immer ein wenig hinterherhinkt.

Während man sich zu Beginn des Buches noch fragt, wie Rebeckas Geschichte mit dem aufzuklärenden Mord an einem ehemaligen Ski- Sportler, der später Klempner wurde, zusammenpaßt, wird dieses Rätsel nach circa einem Viertel des Buches geklärt und man meint nicht nur einen Schritt weiter, als die Ermittler zu sein. Das verleitet einen natürlich zu Spekulationen von „Kann ja nicht sein, daß so früh klar ist, wer es war.“ bis hin zu „Dann muß es doch eigentlich jemand anders gewesen sein. Oder?“.
Und sagen wir mal so: Die Autorin hat das, trotz einiger vorhersehbarer Elemente, meiner Meinung nach, ganz gut gelöst.

Was ich an dieser Stelle noch anmerken möchte: Sten greift mehr als ein Mal die Geschehnisse von Band 1 auf, an die ich mich, obwohl ich das Buch gelesen habe, nicht mehr wirklich erinnern kann, aber immer nur so, daß sie die Geschichte ihrer Figuren weiterspinnen kann. Und das gelingt ihr auch ganz gut.
So scheint Hannah langsam einen Strich unter ihre Vergangenheit ziehen zu können und tatsächlich offen für eine Art Neuanfang zu sein. Vielleicht sogar mit Kollege Daniel. Der wiederum kämpft um eine Balance zwischen Beruf und Privatleben und kann dabei eigentlich nur verlieren. Schwierig in diesem Zusammenhang fand ich da die Kapitel aus Idas (Daniels Lebenspartnerin) Sicht, die obwohl in der Meinung durchaus verständlich, einfach nur anstrengend und nervig daherkamen.

Wesentlich besser gefiel mir da der komplette Rebecka-Erzählstrang, der zwar erst verwirrt, weil man sich fragt, wie er mit dem Rest der Geschichte zusammenpaßt, dann aber hin zu Erschaudern und Entsetzen wandert. Und dessen Ende dann tatsächlich absolut spannungsgeladen geraten ist.

Insgesamt ist „Tief im Schatten“ wieder ein gut gemachter Krimi, aber für mich nicht ganz so gut gelungen wie „Kalt und Still“, daher 3,5 Sterne!