Mord unter Tage

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ute54 Avatar

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Das Cover zeigt ein mit Schilf bewachsenes Wasserloch in dumpfen Grau-Grüntönen. Hölle wird nicht evoziert. Soll die Phantasie des Lesers angeregt werden?
Der lange Klappentext ist informativ, allerdings liefert die Leseprobe andere, zusätzliche Fakten, die für mich schwer einzuordnen sind, denn der Leser wird über die Bedeutung für das Gesamtwerk im Unklaren gelassen.
Im Prolog gibt es eine sehr skurrile Ereignisabfolge, welche der intendierte Protagonist, Martin Bauer, durchlebt. Spannung wird aufgebaut und mein Interesse wurde geweckt. Man fragt sich, wer die dunkle Gestalt ist. Sehr unrealistisch ist die Tatsache, dass ein nacktes Baby auf dem kalten Fußboden eines ehemaligen Bergwerksschachts abgelegt wurde. Bauer befindet sich eindeutig in einem Angstzustand, und nach erfolgter Leseprobe könnte in der Retrospektive die Schlussfolgerung gezogen werden, es handele sich um verschiedene Stränge in Bauers Unterbewusstsein, verarbeitet in einem Traum. Besonders im Prolog fällt die mitreißende, differenzierte, sehr ausdruckstarke Wortwahl auf. Im ersten Kapitel erwartet den Leser wieder eine Überraschung, nämlich wie sich ein Kind in einem imaginären Monolog an seine verschwundene Mutter wendet. Auch hierdurch wird der Leser mitgerissen und erwartet Aufklärung im Laufe des Werkes. Hervorzuheben ist hier die dem Alter angepasste Ausdrucksweise.
Im Folgenden vermasselt Bauer eine Rede an junge Polizisten, indem er den harten Polizeialltag überbetont. Die Tatsache, dass seine Ehefrau nach 16 Jahren noch ein Kind erwartet, jedoch seit 8 Monaten eine Auszeit von der Ehe praktiziert, destabilisiert ihn.
In einem anderen Erzählstrang geht es um Vaals und seinem Einsatz unter Tage mit stressbedingtem Herzinfarkt. Sehr eindrücklich wir die zugrundeliegende Umweltproblematik durch ausgekohlte Stollen und dadurch entstandene Senken dargelegt. Diese Problematik interessiert mich sehr, aber auch, ob Vaals überleben wird, und die Auflösung Bauers privater und beruflicher Probleme.