Hat mich enttäuscht.

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brombeere Avatar

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Worum geht es?
Clara und Haavard kämpfen auf unterschiedlichen Ebenen für den Schutz von misshandelten Kindern. Sie in der Politik und er als Arzt. Doch trotz dieser gemeinsamen Ziele steht ihre Ehe vor Schwierigkeiten, mit denen beide ganz unterschiedlich umgehen.

Worum geht es wirklich?
Rache, Beziehungen und Vergangenheit.

Lesenswert?
Kommt drauf an was man erwartet. Alleine zu benennen, worum es in diesem Buch geht, fällt mir eher schwer. Das Cover und auch der Klappentext lassen auf einen skandinavischen Thriller schließen, wobei hier schon das Wort „Roman“ ins Auge springt, welches ebenfalls auf dem Cover steht. Spannungsroman trifft es im Grunde auch besser. Daher hat mich das Buch enttäuscht, weil ich eine andere Erwartungshaltung hatte. Wer eher einen spannenden Roman mit interessanten zwischenmenschlichen Beziehungen sucht, der könnte hier jedoch richtig sein. Die Optik, die etwas anderes verspricht, ist also der Hauptgrund für meine Enttäuschung. Dennoch gibt es noch ein paar andere Punkte, die mir auch unabhängig davon missfallen haben.
Tatsächlich beginnt das Buch mit dem im Klappentext erwähnten Mord. Bald stellt sich jedoch heraus, dass es sehr viel um die Beziehung zwischen Clara und Haavard geht, die alles andere als gut läuft. Je nach Kapitel begleitet man als Leser*in mal Clara, die versucht ein Gesetz gegen Kindesmisshandlungen durchzusetzen und mal Haavard, der als Arzt die misshandelten Kinder versucht zu retten und dem ganzen dennoch hilflos gegenüber steht. Auch die Kolleg*innen von Haavard spielen eine Rolle und fungieren teilweise als Erzähler*innen. Generell entsteht hierbei ein interessanter Konflikt zwischen den beiden Eheleuten und ihrem unterschiedlichen Umgang mit der Situation. Obwohl beide nicht schlecht dargestellt werden, habe ich dennoch kein Interesse für sie entwickelt und dadurch fehlte auch das Bedürfnis rasch weiterzulesen.
Man erfährt bei etwa der Hälfte des Buches, wer vermutlich die Taten begangen hat und aus welchen Beweggründen. Ab dann steht gar nicht mehr so der eigentliche „Fall“ im Mittelpunkt.
Schwierig finde ich den Umgang mit Rassismus, der als mögliches Tatmotiv genannt wird und obwohl irgendwie klar wird, dass dies zu verurteilen ist, so sind fast alle Figuren geprägt von rassistischen Gedanken und teilweise fällt es dann doch schwer zu unterscheiden, was die Gedanken der Figuren sind und wo die Autorin die stereotypen Bilder ebenfalls aufrecht erhält.
Hier beispielsweise direkt das erste Opfer: Er wird als laut und fremd und mit ungewöhnlichen Wünschen dargestellt. Ein Mann, der die Ärzte nicht ihre Arbeit machen lässt, der unangenehm in der Klinik auffällt. Ich kann das nicht gut in Worte fassen, finde das aber ebenso fragwürdig wie die Tatsache, dass Figuren denken, dass Homosexuelle nur von „diesen Einwanderern“ wegen ihrer Sexualität angegangen werden. Als wäre die Welt eine grundsätzlich furchtbar tolerante und nur durch „diese Fremden mit ihrer fremden Kultur“ würde Intoleranz entstehen.
Irgendwie wird dann nämlich doch das Bild vermittelt, dass diese Menschen gewalttätiger, wenig integrierbar und alle fernab der landestypischer Werte stehen. Möglicherweise war das nicht die Intention der Autorin, ganz sicher sogar, aber mir hat die Handlung das ein wenig vermittelt. Finde ich schade.
Kurzfassung: Keinen Thriller erwarten, dann hat man mit diesem Buch vielleicht Freude.