Themenreicher psychologischer Krimi

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Ruth Lillegravens „Tiefer Fjord“ ist der Auftakt zu einer Trilogie: Weiterlesen oder nicht?

Die Geschichte handelt von Clara, einer Politikerin, die sich für ein Gesetz einsetzt, das bei Kindesmisshandlungen ein früheres Eingreifen der Behörden erlaubt. Als ein kleiner Junge in die Klinik eingeliefert wird und kurz darauf den Folgen seiner Verletzungen erliegt, ist ausgerechnet Claras Mann der behandelnde Arzt und er äußert den Verdacht: Kindesmissbrauch. Doch bevor die Polizei die Eltern mit dem Vorwurf konfrontieren kann, wird der Vater tot aufgefunden. Das „Pikante“ dabei: Es handelt sich um Einwanderer und nun steht auch noch das Thema Fremdenhass im Raum. Doch damit nicht genug, denn kurz darauf steht Claras Mann unter Verdacht – keine gute Bedingung für ihre polititsche Karriere …

Wie schon erwähnt, handelt es sich bei der Geschichte um den Auftakt einer Trilogie – naturgemäß ist das Ende daher relativ offen. Wer das nicht mag, sollte mit dem Lesen warten, bis alle Bände da sind. Naturgemäß geht es in diesem Band auch in großen Teilen um die Einführung der Figuren: Da wären Clara und Haavard, ein Ehepaar, dessen Ehe nicht als besonders harmonisch zu bezeichnen wäre: Beide haben ihre Geheimnisse, vor allem Clara, mit deren „Entdeckung“ sich die Autorin Zeit lässt. Dabei spielt die Geschichte auf verschiedenen Zeitebenen, zwischen denen sie hin- und herspringt – was ich sehr mag. Denn so bekommt man mal hier, mal da ein Puzzlestück präsentiert und kommt doch nicht so recht weiter mit dem Gesamtbild. Wenn ein Autor dieses „Spiel“ beherrscht, steigert es die Spannung deutlich. Allerdings passiert das hier (ich komme darauf zurück: 1. Band einer Trilogie) erst recht spät. Die Themen haben es in sich und reichen von Misshandlung, Verlust über Ausländerfeindlichkeit bis in die Machenschaften der Politik, vieles ist „psychologisch aufgeladen“. Damit kontrastiert der sachlich-leidenschaftslose Schreibstil mit wenig Variationen Lillegravens – umso mehr als aus der Perspektive Claras und Haavards erzählt wird. Normalerweise mag ich das nicht, hier passt es aber, um auf dieser „Leinwand“ die Geschichte aufzuspannen und erzählerische Farbkleckse in Form ungeahnter Wendungen einzubauen. Insgesamt ein themenreicher psychologischer Krimi, der aufgerundete 3,5 Sterne verdient.