Fantastischer Einstieg - Leseempfehlung
Li Susu, die Tochter des Oberhaupts der Hengyang-Schule, reist 500 Jahre in die Vergangenheit um die Welt vor dem Dämonengott Tantai Jin zu retten. Dort schlüpft sie in den Körper von Ye Xiwu, die mit Tantai Jin verheiratet ist, der als Geisel am Königshof lebt.
Während sie nach Möglichkeiten sucht wie sie die Welt retten kann, lernt sie Tantai Jin und sein Leben als Mensch besser kennen und hinterfragt immer häufiger inwieweit und wie sehr sein menschliches Schicksal mitverantwortlich für den späteren Aufstieg als Dämonengott ist.
Die Geschichte, in 5 Teile mit vielen Kapiteln mit Untertiteln unterteilt, und wird überwiegend aus der Sichtweise von Susu, in der dritten Person, erzählt. So konnte ich als Leser ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen sehr gut nachvollziehen, die Welt und ihren Aufbau durch sie kennenlernen. Stellenweise gewährt uns Teng Luo Wei Zhi auch ein Einblick in die Gefühle und Gedanken anderer Figuren was den Charakteren zusätzliche Vielschichtigkeit und Tiefe verlieh.
2. Charaktere
Die Charaktere vielschichtig und facettenreich.
Li Susi, die mit einem festen Bild des Dämonengottes in die Vergangenheit reist, begegnet hier dem menschlichen Tantai Jin. Ihre Entschlossenheit und ihre Überzeugungen werden angesichts dessen, wie seine Mitmenschen mit ihm umgehen, immer wieder auf die Probe gestellt. Sie ist gezwungen ihr Bild von ihm zu hinterfragen während sie gleichzeitig einen Weg finden muss, seinen Aufstieg als Dämonengott zu verhindern. Die Darstellung ihrer inneren Zerrissenheit, ihr Schwanken zwischen ursprünglichen Überzeugungen und neuen Erkenntnissen sowie ihre Suche nach Lösungen verleihen ihrem Charakter große Tiefe.
Tantai Jin bleibt bis zum Schluss vielschichtig und geheimnisvoll. Seine Schwäche, seine Verletzlichkeit, seine verzweifelte Hoffnung nicht immer wieder verlassen und enttäuscht zu werden, sowie seine Ohnmacht gegenüber den Gräueltaten all jener denen er begegnete stehen im Kontrast zu seinem unbedingten Überlebenswillen. Immer wieder sucht er Wege zu Überleben, selbst wenn jeder ihn tot sehen möchte und zugleich die Schikanen und Misshandlungen die er erleidet nicht ungesühnt zu lassen und die Täter zu bestrafen.
Als Leser stellte ich mir immer wieder die Frage wie sehr seine Umgebung für seinen Aufstieg zum Dämonengott verantwortlich ist und welchen Anteil der in ihm schlummernde Dämonenknochen daran hat.
Besonders spannend sein Verhalten gegenüber Li Susu/Ye Wiwu: Hass, aber immer wieder spürte ich gleich zu Beginn eine kleine Abweichung seines Verhaltens gegenüber Susu. Ein subtiles Innehalten, ein Blick, ein Beobachten und Einordnen und dann wieder durchbrechender Hass, nach einem kurzen Moment des – ja was? Schwer zu in Worte zu fassen. Vor allem die psychologischen Aspekte seines Charakters sind sehr fein herausgearbeitet: Ich wurde immer wieder gezwungen mich zu fragen, wie jemand handelt, der kaum Mitgefühl oder Liebe kennt – jemand, der seit seiner Geburt von Abneigung, Hass und Angst umgeben ist, der zwar dämonische Mächte besitzt, aber in einem schwachen, zerbrechlichen Körper gefangen ist.
Die Dynamik zwischen Li Susu / Ye Xiwu und Tantai Jin vielschichtig und tief. Tantai Jin, der Ye Xiwu für alles hasst, was sie ihm angetan hat wird durch ihre nun von Li Susu bestimmten Verhaltensänderungen immer wieder irritiert, was sein Verhalten ihr gegenüber subtil, aber sofort spürbar verändert. Auch Li Susu ergeht es ähnlich. Sie lernt einen auf allen Ebenen misshandelten Menschen kennen, den sie nach ihrem Glauben und ihren Überzeugungen schützen und verteidigen sollte – wenn da nicht sein Aufstieg zum Dämonengott wäre. Die Spannbreite ihrer Beziehung reicht vom Wunsch den anderen tot zu sehen bis hin zum gegenseitigen Retten des Lebens, sowie einer unterschwelligen Faszination füreinander. Ihre inneren Konflikte, ihre Zerrissenheit spürbar und fein ausgearbeitet.
Es handelt sich hier um eine „Enemies to Lovers“ Geschichte. Romantik spielt bisher keine Rolle – was die beiden verbindet, ist Hass und der Wille den anderen zu töten aber gleichzeitig, die Notwendigkeit zusammenzuarbeiten und einander immer wieder zu retten, sowie eine unterschwellige unbewusste Anziehung und ein gewisses Maß an Mitgefühl jedoch keinesfalls Liebe.
Sprache/Übersetzung
Ein kleiner, für mich aber entscheidender Kritikpunkt betrifft die Übersetzung.
Es fiel mir , gerade zu Beginn, unheimlich schwer die Geschichte zu lesen. Nicht wegen der vielen ähnlichen Namen, der komplexen Beziehungen, den Zeitebenen/-sprüngen und auch nicht weil Li Susu in Ye Xiwu steckte und mal von der einen, mal von der anderen die Rede war. Sondern vielmehr fehlten mir die chinesischen Anredeformen und Titel.
Das asiatische Setting, die chinesischen Namen, die Verwendung chinesischer Begriffe wie Koutou, Qi, etc. die mit Fußnoten erklärt wurden, standen neben Bezeichnungen wie „Fräulein“, „Konkubinenschwester“, „Herr“ … – was für mich viel von der Atmosphäre und Tiefe nahm und mich immer wieder aus dem Lesefluss riss.
Um die Komplexität und Vielschichtigkeit zu bewahren (und zudem auch wesentlich weniger störend) wäre es in meinen Augen passender gewesen die Titel und Verwandtschaftsbezeichnungen beizubehalten und stattdessen Begriffe wie „Koutou“ zu übersetzen.
( Ein Grund für meine starke Reaktion könnte durchaus sein, dass ich Chinesisch lerne und viele chinesische Filme und Serien im Original mit Untertitel sehe)
Das Störempfinden nahm im Verlaufe der Geschichte etwas ab, was aber durchaus damit zusammenhängen könnte, das sich der Focus der Geschichte von der familiären Situation und den Beziehungen zum Königshof auf politische Themen und die Beziehung der beiden verlagerte.
Themen
Zu Beginn lernte ich als Leser die familiären Beziehungen innerhalb der Familie, die Beziehungen zum Palast sowie Tantai Jins Vergangenheit kennen. Die komplexen Verstrickungen, die Hierarchien und Beziehungen sowie die Bedeutung im kulturellen Kontext traten für mich, aufgrund meines Störempfindens (s.o.) in den Hintergrund. (Ob und inwieweit diese für die Geschichte bedeutsam sind – kann ich nicht beurteilen.) Für mich lag der Focus, eher auf Tantai Jins Hintergrund, seiner Entwicklung von Geburt an bis jetzt. So entwickelte ich als Leser die Gelegenheit, ein Gefühl für ihn und auch für sie zu bekommen. Mich emotional mit ihnen zu verbinden, zu hinterfragen, nachzudenken und mir immer wieder die Frage zu stellen, was ist/ gibt es ein unabwendbares Schicksal (Dämonenknochen) oder kann ich durch die Macht eigener Entscheidungen dieses verändern. Die eigenen moralischen Überzeugungen auf den Prüfstand zu stellen. Ein Wegbereiter um den Focus in späteren Kapiteln des Bandes auf den Weg zu seinem Aufstieg zum Dämonengott und ihrem Ziel eben genau diesen zu verhindern sowie der Entwicklung ihres gemeinsamen Schicksals zu legen.
Ein Konflikt, der in weiteren Bänden noch mehr an Bedeutung gewinnen wird und ein entscheidender Kern für Geschichten bildet, die sich dem XianXia Genre zuordnen lassen.
Moralisch und philosophische Konflikte, wie der Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Schicksal und freiem Willen und moralischer Schuld sind eins der zentralen Themen dieses Genres.
Ich bedauere sehr, mich lediglich ansatzweise mit dem Daoismus und kulturellen Kontext/Hintergründen auszukennen – da mir so sicher vieles von der Tiefe und Vielschichtigkeit entgehen dürfte.
Fazit:
Von mir trotz anfänglichen Schwierigkeiten eine Leseempfehlung. Für Leser die komplexe Charaktere, moralische und philosophische Themen lieben. Für Leser die sich auf, für westliche extrem langsame Charakter-, Beziehungs- und Handlungsentwicklung einlassen können.
Für alle, die wie ich Band 2 sehnsüchtig erwarten. Der ET ist im Januar 2026.
Während sie nach Möglichkeiten sucht wie sie die Welt retten kann, lernt sie Tantai Jin und sein Leben als Mensch besser kennen und hinterfragt immer häufiger inwieweit und wie sehr sein menschliches Schicksal mitverantwortlich für den späteren Aufstieg als Dämonengott ist.
Die Geschichte, in 5 Teile mit vielen Kapiteln mit Untertiteln unterteilt, und wird überwiegend aus der Sichtweise von Susu, in der dritten Person, erzählt. So konnte ich als Leser ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen sehr gut nachvollziehen, die Welt und ihren Aufbau durch sie kennenlernen. Stellenweise gewährt uns Teng Luo Wei Zhi auch ein Einblick in die Gefühle und Gedanken anderer Figuren was den Charakteren zusätzliche Vielschichtigkeit und Tiefe verlieh.
2. Charaktere
Die Charaktere vielschichtig und facettenreich.
Li Susi, die mit einem festen Bild des Dämonengottes in die Vergangenheit reist, begegnet hier dem menschlichen Tantai Jin. Ihre Entschlossenheit und ihre Überzeugungen werden angesichts dessen, wie seine Mitmenschen mit ihm umgehen, immer wieder auf die Probe gestellt. Sie ist gezwungen ihr Bild von ihm zu hinterfragen während sie gleichzeitig einen Weg finden muss, seinen Aufstieg als Dämonengott zu verhindern. Die Darstellung ihrer inneren Zerrissenheit, ihr Schwanken zwischen ursprünglichen Überzeugungen und neuen Erkenntnissen sowie ihre Suche nach Lösungen verleihen ihrem Charakter große Tiefe.
Tantai Jin bleibt bis zum Schluss vielschichtig und geheimnisvoll. Seine Schwäche, seine Verletzlichkeit, seine verzweifelte Hoffnung nicht immer wieder verlassen und enttäuscht zu werden, sowie seine Ohnmacht gegenüber den Gräueltaten all jener denen er begegnete stehen im Kontrast zu seinem unbedingten Überlebenswillen. Immer wieder sucht er Wege zu Überleben, selbst wenn jeder ihn tot sehen möchte und zugleich die Schikanen und Misshandlungen die er erleidet nicht ungesühnt zu lassen und die Täter zu bestrafen.
Als Leser stellte ich mir immer wieder die Frage wie sehr seine Umgebung für seinen Aufstieg zum Dämonengott verantwortlich ist und welchen Anteil der in ihm schlummernde Dämonenknochen daran hat.
Besonders spannend sein Verhalten gegenüber Li Susu/Ye Wiwu: Hass, aber immer wieder spürte ich gleich zu Beginn eine kleine Abweichung seines Verhaltens gegenüber Susu. Ein subtiles Innehalten, ein Blick, ein Beobachten und Einordnen und dann wieder durchbrechender Hass, nach einem kurzen Moment des – ja was? Schwer zu in Worte zu fassen. Vor allem die psychologischen Aspekte seines Charakters sind sehr fein herausgearbeitet: Ich wurde immer wieder gezwungen mich zu fragen, wie jemand handelt, der kaum Mitgefühl oder Liebe kennt – jemand, der seit seiner Geburt von Abneigung, Hass und Angst umgeben ist, der zwar dämonische Mächte besitzt, aber in einem schwachen, zerbrechlichen Körper gefangen ist.
Die Dynamik zwischen Li Susu / Ye Xiwu und Tantai Jin vielschichtig und tief. Tantai Jin, der Ye Xiwu für alles hasst, was sie ihm angetan hat wird durch ihre nun von Li Susu bestimmten Verhaltensänderungen immer wieder irritiert, was sein Verhalten ihr gegenüber subtil, aber sofort spürbar verändert. Auch Li Susu ergeht es ähnlich. Sie lernt einen auf allen Ebenen misshandelten Menschen kennen, den sie nach ihrem Glauben und ihren Überzeugungen schützen und verteidigen sollte – wenn da nicht sein Aufstieg zum Dämonengott wäre. Die Spannbreite ihrer Beziehung reicht vom Wunsch den anderen tot zu sehen bis hin zum gegenseitigen Retten des Lebens, sowie einer unterschwelligen Faszination füreinander. Ihre inneren Konflikte, ihre Zerrissenheit spürbar und fein ausgearbeitet.
Es handelt sich hier um eine „Enemies to Lovers“ Geschichte. Romantik spielt bisher keine Rolle – was die beiden verbindet, ist Hass und der Wille den anderen zu töten aber gleichzeitig, die Notwendigkeit zusammenzuarbeiten und einander immer wieder zu retten, sowie eine unterschwellige unbewusste Anziehung und ein gewisses Maß an Mitgefühl jedoch keinesfalls Liebe.
Sprache/Übersetzung
Ein kleiner, für mich aber entscheidender Kritikpunkt betrifft die Übersetzung.
Es fiel mir , gerade zu Beginn, unheimlich schwer die Geschichte zu lesen. Nicht wegen der vielen ähnlichen Namen, der komplexen Beziehungen, den Zeitebenen/-sprüngen und auch nicht weil Li Susu in Ye Xiwu steckte und mal von der einen, mal von der anderen die Rede war. Sondern vielmehr fehlten mir die chinesischen Anredeformen und Titel.
Das asiatische Setting, die chinesischen Namen, die Verwendung chinesischer Begriffe wie Koutou, Qi, etc. die mit Fußnoten erklärt wurden, standen neben Bezeichnungen wie „Fräulein“, „Konkubinenschwester“, „Herr“ … – was für mich viel von der Atmosphäre und Tiefe nahm und mich immer wieder aus dem Lesefluss riss.
Um die Komplexität und Vielschichtigkeit zu bewahren (und zudem auch wesentlich weniger störend) wäre es in meinen Augen passender gewesen die Titel und Verwandtschaftsbezeichnungen beizubehalten und stattdessen Begriffe wie „Koutou“ zu übersetzen.
( Ein Grund für meine starke Reaktion könnte durchaus sein, dass ich Chinesisch lerne und viele chinesische Filme und Serien im Original mit Untertitel sehe)
Das Störempfinden nahm im Verlaufe der Geschichte etwas ab, was aber durchaus damit zusammenhängen könnte, das sich der Focus der Geschichte von der familiären Situation und den Beziehungen zum Königshof auf politische Themen und die Beziehung der beiden verlagerte.
Themen
Zu Beginn lernte ich als Leser die familiären Beziehungen innerhalb der Familie, die Beziehungen zum Palast sowie Tantai Jins Vergangenheit kennen. Die komplexen Verstrickungen, die Hierarchien und Beziehungen sowie die Bedeutung im kulturellen Kontext traten für mich, aufgrund meines Störempfindens (s.o.) in den Hintergrund. (Ob und inwieweit diese für die Geschichte bedeutsam sind – kann ich nicht beurteilen.) Für mich lag der Focus, eher auf Tantai Jins Hintergrund, seiner Entwicklung von Geburt an bis jetzt. So entwickelte ich als Leser die Gelegenheit, ein Gefühl für ihn und auch für sie zu bekommen. Mich emotional mit ihnen zu verbinden, zu hinterfragen, nachzudenken und mir immer wieder die Frage zu stellen, was ist/ gibt es ein unabwendbares Schicksal (Dämonenknochen) oder kann ich durch die Macht eigener Entscheidungen dieses verändern. Die eigenen moralischen Überzeugungen auf den Prüfstand zu stellen. Ein Wegbereiter um den Focus in späteren Kapiteln des Bandes auf den Weg zu seinem Aufstieg zum Dämonengott und ihrem Ziel eben genau diesen zu verhindern sowie der Entwicklung ihres gemeinsamen Schicksals zu legen.
Ein Konflikt, der in weiteren Bänden noch mehr an Bedeutung gewinnen wird und ein entscheidender Kern für Geschichten bildet, die sich dem XianXia Genre zuordnen lassen.
Moralisch und philosophische Konflikte, wie der Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Schicksal und freiem Willen und moralischer Schuld sind eins der zentralen Themen dieses Genres.
Ich bedauere sehr, mich lediglich ansatzweise mit dem Daoismus und kulturellen Kontext/Hintergründen auszukennen – da mir so sicher vieles von der Tiefe und Vielschichtigkeit entgehen dürfte.
Fazit:
Von mir trotz anfänglichen Schwierigkeiten eine Leseempfehlung. Für Leser die komplexe Charaktere, moralische und philosophische Themen lieben. Für Leser die sich auf, für westliche extrem langsame Charakter-, Beziehungs- und Handlungsentwicklung einlassen können.
Für alle, die wie ich Band 2 sehnsüchtig erwarten. Der ET ist im Januar 2026.