Zinnoberrotes, düsteres und blutiges Machtspiel

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zenaya Avatar

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"Heute werde ich Euch retten, doch sobald ich aus der Wildnis zurückkehre, werde ich Euch töten."

Zu allererst möchte ich mich für das Lese-Exemplar bedanken. Ich bin sehr happy, dass ich in dieses Xianxia-Abenteuer voller chinesischer Fantasy, Philosphie, Kampfkünste, Götter und Dämonen eintauchen durfte. Das Cover ist so schön, dass ich es gern als Postkarte hätte. Generell ist die Aufmachung des Buches wirklich zauberhaft.

Ganz so zauberhaft geht es im Buch dann doch nicht ab – eher blutig, wild, kämpferisch, zynisch, düster und dämonisch. Mit unserem zukünftigen Dämonengott Tantai Jin ist halt nicht zu spaßen. Lieblich, magisch, mutig und strahlend wird es vor allem durch die Protagonistin Li Susu. Ich musste häufig schmunzeln und habe das eine oder andere Mal gedacht, was sie wohl als Nächstes aushecken wird.
Die Ausandersetzung der beiden ist wie ein Tanz auf der Klinge eines Schwertes. Wer den Enemies-to-Lovers-Trope wirklich fühlen will, der ist hier richtig. Li Susu und Tantai Jin sind Feinde – hier ist nichts mit: Ich-mag-den-Typen-nicht-finde-ihn-aber-trotzdem-total-hot-und-mag-ihn-dann-doch-irgendwie. Es geht um Leben und Tod und, die Dynamik ist wirklich Slow Burn, also Slow Slow Slow Burn, sodass ich mich schon immer wieder gefragt habe, wann das Ganze kippt und wann der Lovers-Part einsetzen wird. :)

Wer aufmerksam liest, wird feststellen, dass die Ansätze bereits da sind: Es sind Blicke, ein langes Starren und ungewollte Nähe, die mich bereits jetzt den zweiten Band herbeisehnen lassen. Der Cliffhanger befeuert das Ganze noch.

Stellenweise hatte ich kleine Fiebertraum-Momente – es gab ein Hin und Her zwischen Li Susu und Tantai Jin. Es las sich ein wenig chaotisch, Ereignisse wurden mir etwas zu schnell abgefertigt, um dann zum nächsten Punkt zu gelangen. Dadurch fehlte es mir dann manchmal etwas am Epischen. Ich glaube, ich hätte gern ein paar Atemzüge mehr genommen, um in den Szenen anzukommen. Generell wurde es für mich erst ab dem dritten Akt spannender.
Ich konnte nicht immer Nähe zu den Charakteren aufbauen und ich denke, trotz der üblen Backstory von Tantai Jin ist das vielleicht auch ein wenig gewollt – er ist schließlich der zukünftige Dämonengott, der aufgehalten werden muss. Trotzdem ließ mich seine dämonische Sogkraft nicht los. Li Susu empfand ich anfangs auch als nicht so nahbar, doch sie ist mir ans Herz gewachsen und ich bin gespannt, was sie als Nächstes anstellen wird. :)