Ein Potpourri an Kauzigkeiten

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Fantasyautoren haben eine ziemliche Neigung zu Reihen, so auch Kevin Hearne. Doch es kann Entwarnung für alle Neueinsteiger gegeben werden: „Tinte & Siegel“ ist zwar ein Spin-off von Hearnes Eiserner-Druide-Reihe, aber das Buch ist gut ohne dieses Wissen lesbar.

Hier lässt uns der Autor Al MacBharrais begleiten. Er ist ein Siegelagent, ein Amt, das die Fae eingerichtet haben, um zu kontrollieren, ob die auf der Erde rumstrolchenden magischen Wesen und Götter dafür eine Genehmigung haben. Da es nur sechs Siegelagenten weltweit gibt und diese weitgehende Befugnisse haben, sind sie nicht nur sehr beschäftigt (um nicht überlastet zu sagen) und darauf erpicht, Nachfolger auszubilden. Al ist der Siegelagent in Schottland und hat mal wieder einen Azubi verloren, und zwar wegen einer Rosine – in einem Scone. Doch er ist schon der siebte Azubi, den Al verliert – und das nicht etwa in Ausübung seines Siegelagenten-Amtes, sondern „einfach so“. Al glaubt also, dass er verflucht sei. Allerdings kommt Al in der Wohnung seines letzten Azubis Umständen auf die Schliche, die er nicht erwartet hatte, denn der handelte offenbar mit magischen Wesen … und so zieht dann eine bunte Truppe aus Siegelagenten, einem Kobold, ja und ganz normalen Menschen los und bemüht sich um Aufklärung.

Dass Fantasy, na ja vorwiegend Urban Fantasy, von teils skurrilen Ideen getragen sein kann, versteht sich von selbst. Hearne ist aber ein wahrer Meister darin: Da ersticken Menschen an Scones, quasi einem „insulanischen Nationalgericht“ … das grenzt ja schon an Majestätsbeleidigung. Und so ähnlich geht es weiter mit den Figuren und dem Setting: Dass die Handlung schottisch inspiriert ist, macht es leicht, auf dort übliche Skurrilitäten anzuspielen – und das tut Hearne auch genüsslich: Allein Al ist ein Protagonist für sich – nicht mehr der Jüngste, verwitwet, sehr schottisch, in vielem ein Antiheld – schon allein wegen seines Fluchs (wer tut seinem Helden denn sowas an?). Doch seine Sprachscharmützel mit dem Kobold Buck lenken wunderbar von dem ja eigentlich ernsten Thema des „Menschen“handels ab. Dieses Spiel ist vermutlich nicht so einfach wie Hearne es wirken lässt, doch er schafft hier etwas ganz eigenes (bei Fantasy ja nicht immer so deutlich, weil es viele sich wiederholende „Erzählmuster“ gibt – und die bunte Truppe um Al könnte einen ja auch platt an den „Herrn der Ringe“ erinnern). Voraussetzung, um Freude an der Lektüre zu haben, ist jedoch, dass man Hearnes Humor mag – bei mir war das der Fall. Und somit steht fest: Das kann noch spannend werden in den künftigen Bänden.