Ein abenteuerlicher Irrgarten aus Büchern

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la calavera catrina Avatar

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Ein Versprechen an ihre Mutter, die vor elf Jahren im geheimen Buchlabyrinth verschollen ist, die Worte ihres Vaters und ein Stempel auf dem Vorsatzpapier eines Buches führen die 16-jährige Minna in das Antiquariat der Märchen von Antiquar Raban Krull. Minna schafft es, bei ihm einen Ausbildungsplatz als Büchersucherin zu ergattern und erhält damit die Befugnis die Fähigkeiten zu erlernen, um das verzweigte und gefährliche Bücherlabyrinth zu betreten. Der tollpatschige Gulliver und der elegante Jascha sind ebenfalls Lehrlinge im Antiquariat, doch Minna weiß nicht, ob sie ihnen vertrauen kann, denn sie scheinen etwas vor ihr zu verheimlichen. Sie möchte als Büchersucherin nicht nur in die Fußstapfen ihrer Mutter treten, sondern diese vor allem finden und befreien, bevor der mächtige Anonymus sie erneut jagt. Denn der hat überall seine Spione und Minna kann niemandem trauen. Als dann noch ein Bücherdieb ihr Probleme macht, wird Minna klar, dass sie nicht alles alleine schaffen kann.

Jedes der dreißig Kapitel enden mit einem Ausschnitt aus einem Buch innerhalb dieser Welt. Außerdem finden sich im Buch fünf Charakter-Illustrationen der wichtigsten Figuren und kleine, sich wiederholende Zeichnungen. Mir hat gefallen, dass Alina Metz einfallsreich und mit viel Bücherliebe vielseitige Akzente setzt, denn mit der Erwähnung von Goethe oder Nietzsche und manch ungewohnter Formulierung, schreckt sie auch vor ein wenig Anspruch nicht zurück. In erste Linie ist es ein ereignisreiches Kinderbuch über Zusammenhalt, Mut und Vertrauen, Rache und Verrat, die in einer magischen Buchwelt voller Gefahren und mysteriöser Wesen spielt.

Was wie eine Rettungsmission beginnt, verwandelt sich in eine Heldengeschichte, voller Abenteuer, Action und Fantasy. Die Handlung spielt sich fast ausschließlich in der unterirdischen Bücherwelt ab. Gemeinsam mit Minna taucht man in das Bücherlabyrinth ab, in dem man Bürgebücher zum Tausch braucht, einen Kompass und Wegmarken um sich zurechtzufinden, während überall düstere Gefahren lauern und das Labyrinth droht, einen zu verschlingen. Ich konnte die papiergeschwängerte Luft förmlich riechen, so atmosphärisch ist es geschildert. Die flüssige Schreibweise führt oft in die schwirrende Gedankenwelt von Minna, die von den vielen neuen Informationen und Eindrücken überwältigt ist. Hier merkt man, dass es sich um eine Dilogie handelt, weil sich alles erst aufbaut, immer wieder neue Begriffe auftauchen und das System der Staubmagie erklärt wird. Trotzdem gibt es viel temporeiche Action, denn Minna ist entschlossen, mutig und bereit, die Regeln zu brechen, was die Handlung unvorhersehbar macht. Das Auftaktfinale ist packend und überraschend. Das hat mir besonders gefallen und dafür lohnt es sich, dranzubleiben, denn unterwegs hatte ich manchmal Schwierigkeiten, weil es mir an Bildhaftigkeit gefehlt hat. Außerdem war mir das Erzähltempo einfach zu flott. Lieber wäre ich noch tiefer in die Atmosphäre und die Details eingetaucht. Glücklicherweise erscheint die Fortsetzung bereits im Herbst, was den Cliffhanger verschmerzen lässt.