Viel Potenzial

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lizseasalt Avatar

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Minnas Mutter ist vor 11 Jahren im Bücherlabyrinth, das sich unter der Stadt erstreckt, verschwunden. Minna hat sich schon immer geschworen, dass sie sie finden wird, also tut sie das einzig Logische: sie beginnt eine Lehre als Büchersucherin in Raban Krulls Antiquariat "Märchen & Mehr". Seine anderen beiden Lehrlinge Gulliver und Jascha werden schnell zu Minnas Freunden und Vertrauten in ihrem Kampf, ihre Mutter zu retten.
Puh, ich bin etwas zwiegespalten, was dieses Buch angeht. Der Plot und das Setting sind super interessant, die Illustrationen wunderschön und liebevoll gemacht. Die Figuren finde ich jedoch sehr eindimensional - obwohl Minna gerade von zu Hause ausgezogen ist und ihren Vater zurückgelassen hat, denkt sie ein, zwei Mal an ihn, Raban Krull ist nichts als miesepetrig und gemein, Gulliver ist tollpatschig und über Jascha erfahren wir so ziemlich am wenigsten; er ist androgyn und klug. Gerade in Bezug auf Jascha frustriert mich diese Eindimensionalität und der Mangel an Hintergrund sehr; es gibt nämlich mehrfach flache Hinweise auf einen Konflikt in Bezug auf Jaschas Geschlechtsidentität, ohne, dass es eine Erklärung gibt. Während ich mich am Anfang noch auf eine potenzielle trans* oder nichtbinäre Figur gefreut habe, kam der Punkt nie, an dem diese Momente aufgelöst wurden, obwohl sein Geschlecht und sein Aussehen mehrfach deutlich Thema zwischen anderen Figuren waren. Auch in Bezug auf Worldbuilding hätte ich mir mehr Informationen gewünscht. Das Buch richtet sich an Leser:innen ab 11 Jahren; ich finde, in dem Alter kann man Kindern schon komplexere Welten und Figuren anvertrauen. Alles in allem sind das Probleme, die sich im zweiten Band vielleicht lösen, und es ist auf jeden Fall Potenzial zur Besserung vorhanden! Ich glaube jedoch nicht, dass ich den zweiten Band lesen werde.