Tolles Buch - vielleicht aber erst ab einem späteren Lesealter

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„Tiptoi – Mein erstes Bildwörterbuch Deutsch–Englisch“ richtet sich an Kinder ab drei Jahren und möchte auf spielerische Weise erste Begegnungen mit der englischen Sprache ermöglichen. So verheißungsvoll dieser Ansatz klingt, so zeigt sich in unserem Alltag mit einem dreieinhalbjährigen Kind, dass der Einstieg in eine neue Sprache in diesem Alter sehr individuell verläuft – und für unser Kind ist er bislang mit diesem Buch eher zögerlich ausgefallen.

Obwohl das Buch hochwertig gestaltet ist und eine große Vielfalt an Themen bietet – vom Tagesablauf mit der Familie über Körperteile, Verkehr, Einkaufen, einen Strandtag bis hin zum Bauernhof, Wald und Tieren aus aller Welt – blieb der Funke bei uns zunächst aus. Unser Kind hatte bislang keinen Kontakt zur englischen Sprache. Und die fremde Sprache bleibt wohl für unser Kind auch nach diesem Buch noch ein abstraktes Konstrukt ohne greifbare Bedeutung. Es wäre toll gewesen, wenn das TipToi-Buch in bewährter Manier erstmal genauer erklären würde, was denn dieses Englisch eigentlich ist. In dieser Hinsicht wäre also ein etwas kindgerechterer Einstieg oder eine kleine Einführung, was es mit dieser neuen Sprache auf sich hat, eine hilfreiche Ergänzung gewesen.

Was unser Kind sofort ausprobiert hat, war das Antippen der kleinen Bildsymbole mit dem Tiptoi-Stift. Dabei erfährt man zum Beispiel, dass der Igel „hedgehog“ heißt. Doch das reine Benennen der Gegenstände in beiden Sprachen verliert für unser Kind schnell an Reiz. Die Vielzahl der einzelnen kleinen Bilder auf einer Seite wirkte eher überfordernd als einladend – zu viel Information auf einmal, zu wenig Zusammenhang, zu wenig Geschichten.

Dass es im Buch auch sehr gelungene und witzige Spielangebote gibt – die Bilder, die zu den genannten englischen Begriffen gehören, sollen angetippt werden – blieb unserer Kind bisher verborgen, weil sie das Antippen der einzelnen Bilder und damit das Lernen der Vokabeln schon gelangweilt hat. Schade, denn gerade hier entfaltet sich das eigentliche Potenzial des Buches: spielerisch erste englische Floskeln lernen, Zusammenhänge erkennen, und vielleicht sogar das Gefühl für die neue Sprache entwickeln.

Positiv hervorzuheben ist auf jeden Fall die Vielfalt und liebevolle Auswahl der Themen. Sie greifen viele Lebensbereiche auf, die Kinder im Alltag interessieren und begleiten, und sind dadurch gut geeignet, einen natürlichen Wortschatz aufzubauen. Auch die musikalischen Elemente sind grundsätzlich eine Stärke – Lieder haben für unser Kind eine große Anziehungskraft. Doch leider fehlt bei den englischen Liedern eine kindgerechte deutsche Erklärung. Ohne Kontext oder Übersetzung bleiben die Inhalte für unser Kind wenig greifbar – und damit auch wenig motivierend.

Insgesamt zeigt sich: Dieses Bildwörterbuch bietet sehr viel Material und Potenzial, aber es ist kein Selbstläufer. Für Kinder, die bereits mit Englisch in Berührung gekommen sind oder sehr offen für Sprachen sind, kann es ein unterhaltsames, spielerisches Lernmittel sein. Für andere braucht es vielleicht noch ein wenig mehr Zeit, elterliche Begleitung und ergänzende Impulse, um wirklich einen Zugang zu finden. Unser Kind hat das Buch noch nicht für sich entdeckt – aber vielleicht tut es das ja noch.