Spannende Geschichte - unerwartetes Thema

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apomaus Avatar

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Der Klappentext von "Tochter der Angst" ließ mich ein anderes Buch erwarten; dass es letztlich um eine Art Geheimdienstthriller ging, war für mich überraschend. Hätte ich das geahnt, hätte ich das Buch wohl eher nicht gelesen, das ist nicht so meine Kragenweite. Es ist aber auch nicht so, dass ich mich beim Lesen geärgert hätte und ich wollte es auch nicht auf halber Strecke weglegen, denn bis diese Richtung eingeschlagen wurde, hatte mich die Erzählung dann doch schon zu sehr gefesselt. Zunächst fängt der Roman ganz anders an, erzählt von einer Ärztin, die mit ihrem bisherigen Leben unzufrieden eine Aufgabe bei "Ärzte ohne Grenzen" übernehmen wird. Sie ist froh über die Trennung von ihrem Mann und ihrem eingefahrenen Leben, will wohl ein Stück weit zu sich selbst finden. Dass die Ereignisse noch vor der Abfahrt ihr dazu keine Gelegenheit geben werden, stellt sich heraus, als sie sich in Paris auf ihren Einsatz vorbereitet. Sie wohnt bei ihrer ehemaligen Ersatzfamilie, einem Pariser Ehepaar, das ihr sehr vertraut ist und doch in manchen Dingen in einer ganz anderen Welt zu verkehren scheint. Marion, die Ärztin, lernt ein syrisches Mädchen kennen, welches derzeit in Paris lebt, nicht spricht und eine rätselhafte Rolle in einem internationalen Konflikt spielt. Stellenweise wird die Geschichte kompliziert, was aber Marions Verwirrung nachvollziehen lässt.
Alex Berg schreibt flüssig, im Stil nüchtern, aber fesselnd. Das Buch ist nicht langatmig, hat aber auch nicht die reißerische Geschwindigkeit, die manche amerikanischen Thriller auszeichnet. Das Ende ist glaubwürdig und logisch, die Hauptfigur der Ärztin erscheint lebensecht und sympathisch.
Alles in allem durchaus lesenswert und für alle die zu empfehlen, die eine Story aus dem Milieu der internationalen Kriminalität mit aktuellen Bezügen schätzen.
Noch ein Wort zum Cover: in der Buchhandlung hätte ich das Buch vermutlich nicht in die Hand genommen, weil es mich so gar nicht anspricht.