Zu hohe Erwartungen an das Buch gestellt

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gisel Avatar

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Die Oberärztin Marion will eine Pause von ihrem Leben machen. Die Ehe mit ihrem Mann ist gerade nicht die beste, sie leben eher aneinander vorbei, ihre Kinder sind erwachsen und brauchen sie nicht. Deshalb legt sie ein Jahr bei den „Ärzten ohne Grenzen“ ein. Um dort einzusteigen, muss sie in Paris an einem Kurs teilnehmen. Sie kann für diese Zeit bei einem befreundeten Ehepaar unterschlüpfen. Dort lernt sie das syrische Flüchtlingsmädchen Zahra kennen. Das Kind ist äußerst verstört und spricht nicht. Marion gelingt es, ihr Vertrauen zu gewinnen, und bald spricht Zahra mit ihr. Nach und nach erkennt sie, welche Geschichte hinter Zahra steckt und dass das Schicksal des Mädchens auch ihr eigenes betrifft – und schnell geraten beide zwischen die Fronten und in Lebensgefahr.
Erwartet hatte ich bei diesem Buch nicht nur die Geschichte des syrischen Flüchtlingskindes Zahra, sondern auch einige hilfreiche Hintergründe über die politische Situation in ihrem Herkunftsland und ihrer Flucht. Doch der Schwerpunkt des Buches bewegte sich in eine andere Richtung, es gibt noch eine weitere Handlungsebene um Jean Morel, dem Neffen der befreundeten Familie, der bei Zahras Flucht eine Rolle gespielt hat. Das machte die Erzählung für mich so undurchsichtig, dass ich die Auflösung nicht richtig verstanden habe. Sehr lange ist es unverständlich, was sein Anteil an Zahras Flucht ist – und danach habe ich die verschiedenen Enden der parallel laufenden Erzählstränge nicht mehr zusammengekriegt. Dafür hätte ich mehrfach zurückblättern müssen, aber das war mir dann doch zuviel Aufwand, zu viele lose Enden wären zu finden gewesen. Schade, denn nun habe ich das Buch weggelegt und frage mich (wenn auch nur kurz), was ich denn tatsächlich aus dieser Geschichte herauslesen sollte.
Dies ist mein zweites Buch von Alex Berg, und auch bei „Dein totes Mädchen“ stellte ich nach der Lektüre fest, dass ich mit dem Schreibstil und mit der Fabulierungskunst der Autorin nicht richtig warm werde. Obwohl gut geschrieben, sind mir zum Schluss zu viele offene Fäden zurückgeblieben, die ich nur unter größerem Aufwand hätte aufdröseln können. Das aber ist mir der Mühe nicht wert.