Zu viel gewollt

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murksy Avatar

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Hauptfigur der Geschichte ist eine deutsche Ärztin, die im Rahmen der Entwicklungshilfe nach Syrien will. Der Weg führt sie aber zunächst zu Bekannten nach Frankreich. Bei der befreundeten Gastfamilie trifft sie auf das Flüchtlingsmädchen Zahra, das traumatisiert nicht spricht. Doch Marion kann sich dem Kind Schritt für Schritt annähern. Dass das Mädchen und alle, die sie kennen in großer Gefahr schweben, ahnt die Ärztin nicht. Nach und nach wird dem Leser das Puzzle der verwobenen Geschichte näher gebracht. Und auch die Vergangenheit der Ärztin wird langsam klarer. Auf welche schicksalhafte Weise das Mädchen mit der Frau verbunden ist, will ich hier nicht verraten. Allerdings erscheint irgendwann die Geschichte etwas unglaubwürdig, weil der Zufall doch eine sehr dominante Rolle spielt. Ausgerechnet Marion findet ein Foto, dass ihr Weltbild erschüttert. Ausgerechnet bei der Familie trifft sie das Kind. Das ist für mich auch ein wenig das Problem der Geschichte. Man ahnt ziemlich bald gewisse Zusammenhänge, ohne dass wirklich Spannung aufkommt. Der Thriller zieht seine Bahnen und leider lassen auch Morde oder Mordversuche den Leser merkwürdig kalt. Durch die räumliche Trennung scheint für die Hauptfiguren nur eine vage Gefährdung zu bestehen.
Natürlich sind die Personen gut beschrieben. Trotzdem wirkt das Handeln immer etwas fremd. Auch die obskure Rolle des Geheimdienstes wirkt wie aus einem mittelmäßigen Agentenroman. Klischeehaft fühlt sich auch der Ermittler zur Ärztin hingezogen. Unspektakulär ist das Ende des „Feindes“, der allerdings nur am Rande eine Rolle spielte.
Für mich ein überladener Mix, der von allem etwas sein wollte. Frau in Midlife-crisis, die ihr Leben neu gestalten will, Flüchtlingsdrama, Agentenstory und politische Spionagegeschichte mit einem Kind als Mittelpunkt. Kommt leider etwas zu bekannt vor und langweilt in weiten Teilen. Entweder oder wäre sinnvoll gewesen. Vor allem der Spionageteil wirkt nicht glaubhaft und fesselt dementsprechend wenig. Das Familiendrama um die verlorene Schwester ist zwar anrührend überzeugt aber auch nicht wirklich. Der Titel des Buches versprach mehr, als der Inhalt gehalten hat.