Atmosphärisch, aber auch anspruchsvoll

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pmelittam Avatar

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Im September 1905 wird in Smyrna ein Mädchen geboren. Dieser Roman erzählt ihre nicht alltägliche Geschichte – und lässt das Smyrna jener Zeit lebendig werden.

Smyrna ist 1905 ein bunter, kosmopolitischer Ort, deren „Untergang“ mit dem Weltkrieg beginnt. Als Leser:in trifft man im Roman viele unterschiedliche Charaktere, die verschiedenen Kulturkreisen angehören, so dass es auch eine ganze Reihe Perspektivewechsel gibt, nur eine davon, lange namenlos, ist in Ich-Form geschrieben. Wie die Perspektiven letztlich zusammenhängen, lässt sich recht früh erahnen, wird aber erst nach und nach gewiss.

Die Autorin erzählt atmosphärisch, poetisch und bildhaft, und hat mir die verschiedenen Charaktere schnell nahegebracht, auch wenn mir natürlich nicht alle gleich sympathisch waren. Besonders gegen Ende wird sehr eindringlich und bedrückend erzählt, und macht den Verlust auch für die/den Leser:in spürbar.

Anspruchsvoll wird der Roman auch dadurch, dass es nicht nur Perspektivewechsel, sondern auch Zeitsprünge gibt, und diese nicht chronologisch sind. Das Hin und Her der Zeiten fordert ein aufmerksames Lesen, ist in meinen Augen aber nicht unpassend. Mir persönlich hat es jedenfalls das Lesevergnügen nicht vermiest und auch meinen Lesefluss nicht gestört.

Sehr interessant ist auch der historische Hintergrund, der mir nur marginal bekannt war und mich daher auch immer wieder zum Googeln gebracht hat. Ein Personenverzeichnis und ein Glossar am Ende machen die Geschichte für manche sicher etwas zugänglicher.

„Tochter einer leuchtenden Stadt“ ist ein atmosphärischer, aber auch anspruchsvoller Roman, der berührt und nachhallen wird.