Poetisches Buch mit Mühe

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Eine leuchtende Stadt ist dieses Smyrna (heute Izmir), in das uns Defne Suman entführt, ja einsaugt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist Smyrna eine kosmopolitische Stadt, in der viele Ethnien miteinander leben, Levanten, Türken, Griechen. Aus deren Reihen entspinnen sich Geschichten um Protagonist*innen, die am Ende zusammengeführt werden. Durch die blumige, poetische, seelenvolle Sprache der Autorin wurde ich beim Lesen nach Smyrna gebracht, in Straßen in denen es nach Moschus und Rosen riecht und die orangeglühende Sonne scheint. Und das ist auch die Stärke des Romans. Er ist sprachlich einfach ein wunderbarer Genuss.

Nach einem besonders sphärischen Einstieg, der mich ganz in die Welt des Orients holte, mit seinen Farben, Gerüchen und Ausstrahlungen, war ich hoffnungsvoll auf das Buch. Leider brauchte ich drei Anläufe, um das Buch überhaupt auslesen zu können. Immer wieder wurde ich durch die so eindrucksvolle Sprache animiert, es doch noch einmal zu versuchen. Neben der sprachlichen Expertise hat der Roman leider einige hemmende Tücken. Allen voran steht die Herausforderung, mit sehr vielen handelnden Personen konfrontiert zu sein, die auch durch die ungewohnt fremden Schriftbilder der Namen schwer zu handhaben sind. Auch das Personenverzeichnis am Ende, das ich oft benutzen musste, war bei der Unterscheidung und Konstellation der Personen wenig hilfreich. Ich habe dann begonnen, mir Notizen zu machen, was mir etwas half. Weiterhin werden im Text permanent die Zeitebenen gewechselt ohne dies kenntlich zu machen. Da ist eine Person tot und plötzlich wird wieder mit ihr gehandelt. Beides hat mich beim Lesen so verwirrt, dass ich von der eigentlichen Handlung nur das Wesentliche erfassen konnte. Der historische Kontext war mir auch neu, vieles setzte die Autorin voraus, was mich zwischendrin immer wieder googeln ließ. Alles in allem strengte mich das Lesen dieses Buches sehr an, nervte zeitweise, ließ mich kopfschüttelnd und mehr fragend als antwortend zurück.