Schweres Schicksal

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katercarlo Avatar

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„Da regnete es vom Himmel auf einmal Frösche.“ (S.148) Das Buch „Tochter einer leuchtenden Stadt“ ist genau wie dieser Satz: sprunghaft, etwas bizarr, unterschwellig bedrohlich und bedrückend.
Damit verlangt das Buch viel von seinen Lesern, vor allem am Anfang. Es dauert ziemlich lange bis sich die Zeitsprünge, Personen und Geschehnisse im Kopf ordnen lassen. Das Thema und die eigentliche Handlung erschließt nicht so schnell. Erst gegen Ende fügen sich die Erzählstränge zusammen. Sie sind nicht wirklich überraschend, aber zeigen, worum es in dem Buch eigentlich geht: Um das Schicksal einer Stadt, die zwischen Kriegen und Politik zerrieben wird und das Leid, das dies für ihre Bewohner bedeutet.
Das macht das Buch alles in allem zu einer sehr melancholischen Geschichte, die es langsam, über die Tragödien seiner Figuren schafft Nähe zum Leser aufzubauen. Vor allem am Schluss gelingt es einen Eindruck davon zu vermitteln, was Krieg und Flucht für Soldaten, Familien, Kinder und ihre Nachfahren bedeutet. Etwas, das man auch in Friedenszeiten nicht vergessen sollte und auf die heutige Zeit übertragbar ist, obwohl das Buch ein historischer Roman ist.
Seine größte Stärke ist seine Authentizität. Die Geschichte beschönigt nicht. Damit kann sie überzeugen, auch wenn die Lektüre insgesamt viel Geduld verlangt. Das alles macht es zu einem herausfordernden Buch, das die Mühen seiner Leser mit einem tieferen Verständnis für die Grausamkeiten des Krieges belohnt. Schwer zu sagen, ob es das wert ist.