Verwirrend und zäh

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joodie Avatar

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Mich hatte das Buch sehr angesprochen, da es in einem historischen Kontext spielt, über den ich bisher fast nichts wusste. Und auch sprachlich hat mich der Anfang wirklich angesprochen.
Doch dann war es erstmal zäh, sehr zäh. Erst etwa bei der Hälfte des Buches bin ich richtig in die Geschichte reingekommen, als die Geschehnisse Fahrt aufnahmen, gipfelnd im großen Brand von Smyrna/Izmir.
Ich habe keine der Figuren wirklich sympathisch gefunden und ins Herz geschlossen, da finde ich es immer schwer, mit ihnen mitzufühlen. Außerdem war das Buch oftmals sehr verwirrend. Es gibt viele Zeitsprünge, die man nicht direkt erkennen kann, da fast nirgends Zeitangaben gemacht werden. Die Hauptfigur hat mehrere Erzählstränge, teilweise in Ich-Form, teilweise in dritter Person. Auch fand ich es schwierig, die Personen anhand ihrer Namen ihren Gruppen (Griechen, Türken, Levantiner) zuzuordnen, da ich mit diesen Sprachen nicht so vertraut bin. Dass es ein Glossar zu den ganzen fremdsprachigen Ausdrücken, die in Dialogen vorkamen (und mich ziemlich genervt haben) gibt, habe ich im eBook leider erst ganz am Ende entdeckt.
Außerdem fiel es mir schwer, die politischen Hintergründe zu verstehen. Eine Zusammenfassung der tatsächlichen historischen Ereignisse am Anfang wäre da sicherlich hilfreich gewesen. Immer wieder wurden die Namen irgendwelcher historischer Figuren genannt - Venizelos, Mustafa Kemal, der Sultan - aber wer jetzt zu welchem Lager gehört, wer wen bekriegt und wie alles zusammenhängt, ging aus dem Buch selbst kaum hervor, spielte aber fürs Verständnis der Handlung eine sehr wichtige Rolle. Ich hatte mir erhofft, durch das Buch etwas über dieses Kapitel der Geschichte zu lernen, wurde da aber mächtig enttäuscht.