Sommerlektüre für eingefleischte Schwedenkrimifans

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sendorra Avatar

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Das ansprechende Cover und der unprätentiöse Titel von Viveca Stens zweitem Schärenkrimi „Tod im Schärengarten“ gefielen mir sehr gut, als vorablesen.de eine Leseprobe des Buches veröffentlichte. Und da schwedische Krimis als sichere Bank im Krimidickicht gelten, dachte ich mir, dass es bestimmt nett zu lesen wäre. Aber leider stellte sich dieser Gedanke als trügerisch heraus.

Da ich wirklich keine Ahnung hatte, machte ich mich erstmal schlau, was denn Schären sind: kleine Inseln in Skandinavien. Stens Krimis spielen auf diesen Inseln. Und so ist „Tod im Schärengarten“ auch schon ihr zweiter Schärenroman. Oder besser der zweite Fall von Thomas Andreassons. Der Erste war mir unbekannt. Aber das stellte sich als für das Verständnis des zweiten Bandes als nicht relevant heraus.

=== Mord und private Probleme ===

Der Mord am Vorsitzenden der Königlich Schwedischen Seglergesellschaft zu Beginn der größten Hochseeregatta Nordeuropas ist ein Skandal an dem Kommissar Thomas Andreasson und das Team der Kriminalpolizei  schwer zu knabbern hat. Die Highsociety Schwedens lässt sich nicht gerne in die Karten schauen. Privat macht dem Cop die eingeschlafene Liebesbeziehung zur viel jüngeren Tochter seines Chefs zu schaffen. Auch seine beste Freundin Rechtsanwältin Nora Linde hat private Probleme. Hat sie doch letztes Jahr von einer guten, alten Nachbarin, die nebenbei auch ein paar Leichen im Keller hatte, ein Haus geerbt, dass ihr Ehemann nun so schnell wie möglich vergolden möchte. Geld oder Liebe – immer wieder eine schwere Entscheidung. Obwohl Nora ihren Kopf voll mit Sorgen hat, gelingt es ihr aber doch, ihrem besten Freund bei seinem Fall mit ihrem juristischen Know-hows unter die Arme zu greifen.

=== Perfektes Maß für die Klo-Bibliothek ===

Sten presst 91 Kapitel auf 362 Seiten, das sind unter vier Seiten pro inhaltsschwachem Kapitel. Damit hat das Buch das perfekte Maß für die Klo-Bibliothek. Ein Kapitel pro Sitzung, oder – bei Bedarf – auch mal fünf Kapitel. Da meine Verdauung nicht so zeitaufwendig arbeitet, habe ich eine ganze Weile gebraucht, das Buch zu lesen.

Die Story ist mau und an den Haaren herbeigezogen. Die Charaktere flach, dumm, unsympathisch. Der Schreibstil einfach bis simple. Die Protagonisten zerkauen alle Situationen und Sachverhalte bis der Leser das Geschehen auch mit einem Strohhalm aufsaugen könnte. Denken muss hier wirklich niemand. Und wer doch den Fehler macht, der ist der Erzählung immer schon einige Schritte voraus.

„Tod im Schärengarten“ taugt vielleicht als Sommerlektüre für eingefleischte Schwedenkrimifans, wenn sie wirklich mal den Kopf ausschalten möchten. Allen anderen kann ich dieses Buch definitiv nicht empfehlen.