Tod im Schärengarten

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linus63 Avatar

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Gleichzeitig mit dem Startschuss zu der berühmten Segelregatta vor den schwedischen Schäreninseln wird der erste Vizevorsitzende der Königlich Schwedischen Segler­gesellschaft, Oscar Juliander erschossen, der in diesem Jahr unbedingt den Gesamtsieg der Regatta "Gotland Runt" gewinnen wollte. Thomas Andreasson ermittelt. Währenddessen schaut sich Nora Linde, seine Jugendfreundin, eine geerbte Villa an, mit der sie nicht nur angenehme Erinnerungen verbindet ...

Das Cover spricht mich auf den ersten Blick an, ein klares Bild und ebenso klar und verständlich, flüssig und angenehm empfinde ich den Schreibstil der Autorin. Die Geschichte zieht mich direkt in ihren Bann, mein Lesefluss wird durch kurze Kapitel unterstützt und anfangs lediglich durch die für mich sehr ungewohnten schwedischen Namen gebremst.

Obwohl der Mord sich direkt im ersten Kapitel auf den ersten beiden Seiten ereignet und Thema des Buches ist, dominiert nicht wie erwartet die Spannung um die Lösung des Kriminalfalls. Mich fesselt das Geschehen rund um die Protagonisten, die sehr sympathisch und sehr menschlich dargestellt werden mit all ihren Schwächen, Stärken, familiären Beziehungen und ihrer Vergangenheit. Häufige Perspektivenwechsel zwischen den Charakteren machen die Geschichte lebendig. Nebenbei begeistere ich mich während der Lektüre zusehends für die wunderbare Landschaft der Schären mit ihren falunroten Häusern, deren Beschreibung fast unbemerkt einfließt.

Die Ermittlung durch Thomas und Kollegen plätschert langsam vor sich hin, wobei hier ein realistisches Beispiel für zähe Ermittlungsarbeit in viele, letztendlich auch einige falsche Richtungen vermittelt wird. Währenddessen ist Nora völlig mit ihrer Familie und ihrer Erbschaft beschäftigt und wird erst gegen Ende auf einem Nebenschauplatz Teil der Mordermittlung. Spannung kommt durch zwei weitere Handlungsstränge auf. Bei einem rätsele ich als Leser lange, wie er überhaupt mit dem Mord zusammen hängt, während der andere nicht nur optisch gegen die anderen abgesetzt ist, sondern bei dem ich bis zum Ende lediglich ahne, von welcher Person die Rede ist, bei der offensichtlich psychisch einiges gärt. Die drei Kapitel der "finalen Mörderjagd" wiederum sind im Präsens geschrieben und heben sich dadurch vom restlichen Buch ab.

Viveca Sten fügt am Ende die einzelnen Stränge clever zusammen, so dass sich ein schlüssiges Bild ergibt. Im Zuge der Ermittlungen gewonnene Erkenntnisse, die nicht zum Täter führen, bleiben nicht einfach im Raum stehen, sondern werden geschickt in das Gesamtbild eingefügt bzw. zum Nutzen einzelner Personen weiterverarbeitet. Dennoch ist das Ende um die Protagonisten so gestaltet, dass sich ein weiterer Band problemlos anschließen kann.

Unglücklich finde ich die Schilderung der Ereignisse des vergangenen Sommers. Die Autorin liefert mir nicht nur die Umstände der damaligen Morde, sondern präsentiert mir den Mörder gleich mit - schade, da ich den ersten Teil noch nicht kenne und mir so das Ende vorweg genommen wird.

Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen und mir unterhaltsame Stunden geboten, auch wenn für einen Kriminalroman das Verbrechen etwas in den Hintergrund rückt. Jetzt freue ich mich auf die Lektüre des ersten Bandes und werde bei Ankündigung eines dritten direkt in den Startlöchern stehen :-)