Der erste Fall für die dänische Miss Marple

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MEINE MEINUNG
„Tod im Trödelladen“ aus der Feder der meistgelesenen dänischen Krimiautorin Anna Grue ist ein unterhaltsamer und richtig gemütlicher Hygge-Krimi, eine dänische Version des „Cosy Crime“, der in einem kleinen, beschaulichen Provinzstädtchen in Dänemark angesiedelt ist. Dieser erste Band stellt zugleich den viel versprechende Auftakt einer neuen Cosy-Crime-Reihe der bekannten Autorin dar, in deren Mittelpunkt die forsche und etwas eigenwillige Frühruheständlerin Anne-Maj Mortensen steht, die als selbsternannte Ermittlerin ganz Miss-Marple-like ihrem kriminalistischen Spürsinn freien Lauf lässt.
Der mitreißende, humorvolle Erzählstil der Autorin konnte mich von Beginn an gut unterhalten. Durch die stimmungsvollen Beschreibungen der Schauplätze kann man sich hervorragend in das beschauliche Alltagsleben hineinversetzen – hier in der heilen Welt der Provinz geht alles noch seinen gemächlichen, unaufgeregten Gang. Anna Grue hat sich für ihr Krimi-Setting eindeutig von den berühmten Agatha Christie-Klassikern inspirieren lassen. Zudem hat sie sich mit dem Trödelladen und den dort engagierten, recht eigenwilligen ehrenamtlichen Mitarbeitern ein überaus faszinierendes Szenario ausgedacht, das für jede Menge Abwechslung und Unterhaltung sorgt. Der Autorin ist es hervorragend gelungen, die kleinen Eifersüchteleien und versteckten Animositäten zwischen den Mitarbeiterinnen einzufangen. Grandios beschrieben und ausgesprochen vergnüglich fand ich vor allem die Episoden, in denen die alten Damen in ihrer vermeintlichen Harmlosigkeit erbittert um die neue Leitung und Ausrichtung der antiquarischen Buchabteilung ringen.
Der Krimi lebt vor allem von seiner lebendig gezeichneten Hauptfigur Anne-Maj und ihren süßen Dackel Mortensen. Auch wenn ich mich erst an die schrullige Protagonistin und ihre anfangs etwas überheblich wirkende, dominante Art gewöhnen musste, so dauerte es doch nicht lange, bis ich sie schließlich mit all ihren liebenswerten Eigenheiten ins Herz geschlossen habe. Natürlich kann es die vorwitzige „Miss Marple” nicht lassen, ihrem unguten Gefühl in Bezug auf die Todesfälle nachzugehen und auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen. Dabei bleibt es nicht aus, dass sie so einige brisante Geheimnisse aufdeckt und sich schließlich selbst in große Gefahr bringt.
Obwohl der Fall eher gemächlich voranschreitet, hat es mir es viel Spaß bereitet, mitzurätseln und Anne-Maj bei ihren cleveren Nachforschungen über die Schulter zu schauen. Auch die Nebenfiguren sind mit ihren Hintergrundgeschichten und Eigenheiten interessant angelegt und lassen mit ihrem teilweise rätselhaften Verhalten keine Langeweile aufkommen. Für meinen Geschmack hätte die Handlung jedoch ruhig einige zusätzliche Spannungsmomente vertragen können.
Der erste Fall für Anne-Maj und die in sich schlüssige Auflösung hat mir insgesamt gut gefallen, auch wenn ich schon recht früh einen Anfangsverdacht hatte, der sich letztlich bestätigte. Ich bin schon sehr gespannt eine Fortsetzung dieser humorvollen Hygge Krimi-Reihe und freue mich auf ein Wiedersehen mit der liebgewonnenen Anne-Maj, ihrem Dackel und weiteren interessanten Charakteren aus Odsherred!

FAZIT
Ein netter kurzweiliger Auftakt einer neuen gemütlichen Hygge Krimi-Reihe in Dänemark - mit einer gewitzten, liebenswerten Protagonistin, nettem Lokalkolorit und der richtigen Prise Humor.