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bobbember Avatar

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„Tod zur Teestunde“ von Anthony Horowitz ist ein brillant konstruiertes Krimi-Highlight, das mich von Anfang an begeistert hat. Ich fand es genial, quasi einen Krimi im Krimi zu lesen – dieses Spiel mit Meta-Ebenen ist nicht nur clever, sondern macht auch richtig Spaß. Man liest nicht einfach einen Fall, man liest über jemanden, der einen Fall liest – und dann selbst mitten hineingezogen wird. Großartig!

Die Geschichte begleitet Susan Ryeland, ehemalige Lektorin und nun im Ruhestand eigentlich raus aus der Krimiwelt – bis das Manuskript eines jungen Autors auf ihrem Tisch landet: Atticus Pünds letzter Fall, ein klassischer „Whodunit“ um den Tod der steinreichen Lady Chalfont, die offenbar vergiftet wurde und bei der alles auf einen Täter in der eigenen Familie hindeutet. Doch während Susan das Manuskript lektoriert, entdeckt sie, dass der Autor Eliot Crace darin verschlüsselt die Geschichte seiner eigenen Familie verarbeitet – inklusive des ungeklärten, ebenfalls durch Gift verursachten Todes seiner berühmten Großmutter, Kinderbuchlegende Miriam Crace.

Und dann nimmt der Plot eine scharfe, dunkle Abzweigung: Eliot stirbt bei einer Fahrerflucht, Susan wird plötzlich verdächtigt – und die Fiktion verschmilzt mit der Realität. Ich liebe, wie Horowitz hier das klassische Cozy-Krimi-Feeling erst aufbaut, nur um es dann aufzubrechen und auf eine gefährlichere, persönlichere Ebene zu heben.

Auch die Protagonist:innen fand ich richtig toll. Susan ist klug, geerdet und mutig, ohne in überzeichnete Action-Klischees zu fallen. Und Atticus Pünd – den wir im Manuskript begleiten – ist einfach ein Genuss: scharfsinnig, leicht exzentrisch, klassisch detektivisch und herrlich britisch im Ton. Die Kombination aus Susan und Atticus als „Ermittler:innen in getrennten Welten“ funktioniert überraschend harmonisch.

Einen Stern ziehe ich nur ab, weil ich mir an manchen Stellen noch etwas mehr Tempo in Susans eigenem Fall gewünscht hätte – der Auftakt war für mich der stärkste Sog. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Fazit: Ein geniales Meta-Krimi-Konzept, tolle Figuren und ein Plot, der klug mit Erwartungen spielt. Für mich ein echtes Lese-Highlight und eine klare Empfehlung für alle, die klassische Krimis lieben – und sich gleichzeitig über eine frische, ungewöhnliche Erzählweise freuen. Ich will definitiv mehr „Krimi im Krimi“ lesen!