Zu überladen

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kristallkind Avatar

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Amaia Salazar ist noch sehr jung, aber dafür die beste Kommissarin des FBI. Als ein Serienmörder in den USA sein Unwesen treibt, holt man Amaia aus Spanien nach New Orleans. Vor Ort arbeitet sie sich in den Fall ein, wobei ihr auffällt, dass der Mörder seine Opfer stets nach einem ganz bestimmten Muster arrangiert. Im Angesicht des Hurrikans „Katrina“ ist die junge Ermittlerin dem Mörder dicht auf den Fersen, als überraschend ein weiterer offener Fall ihren Weg kreuzt.

Vom Klappentext und der vielversprechenden Leseprobe begeistert, konnte ich es kaum erwarten, Amaia Salazars Ermittlungen zu verfolgen. Im Nachhinein muss ich allerdings feststellen, dass der Thriller bei mir keinen herausragenden Eindruck hinterlassen konnte.

Ganz allgemein, und vor allem anfangs, wirkten die Ermittlungen auf mich viel zu theoretisch. Mir fehlte es an Dynamik, irgendwie schien es mir, als wollten die Verantwortlichen den Fall am Schreibtisch lösen. Die Figuren im eigens zusammengestellten Ermittlungsteam waren mir bis zum Ende hin auch eher unsympathisch, im besten Fall neutral. Natürlich hatte jeder Charakter eine ganz besondere Vergangenheit, die mich neugierig machte, die dann aber nur unzureichend aufgelöst wurde.

Unzureichend fand ich auch die Aufklärung in alle Richtungen, vor allem die um den Komponisten und die Vorkommnisse in Amaias Kindheit. Die überaus spannende, mysteriös-okkulte Vergangenheit der jungen Kommissarin blieb daher bis zuletzt zum großen Teil nebulös, wurde stellenweise nur angedeutet und im Zuge des überaus abrupten Endes einfach fallengelassen, wie auch so manch andere Erzählstränge. In der Gesamtheit war mir die Geschichte mit diesen drei Fällen, die sich im Laufe der Handlung hier zeigten, einfach zu überladen: Den Fall des Komponisten, den alten Fall um Samedi in New Orleans und Amaias Vergangenheit, die ich ebenso als eigenen Fall einstufe.

Außerdem hätte ich mir mehr Atmosphäre gewünscht, da die Handlungsschauplätze dafür unwahrscheinlich prädestiniert waren. Die Beschreibung der katastrophalen Auswirkungen des Hurrikans „Katrina“ verdrängte meiner Meinung nach ein emotionales Verfolgen des Komponisten, dessen Wahn, außer in Amaias Erklärungen, nicht so richtig zu mir durchdrang. Für einen Thriller fand ich die Spannung deshalb nur mittelmäßig, die Handlung phasenweise etwas langatmig, und den viel zu schnellen Showdown irgendwie unlogisch und stiefmütterlich behandelt. Gefühlt wurde die Jagd nach dem Serienmörder nach und nach zur Nebensache.

Das Cover gefiel mir schon zuvor nicht besonders gut, und nach dem Lesen fand ich es sogar eher unpassend, weil es eine kurze Momentaufnahme aus Amaias Vergangenheit abbildet, die ich in Anbetracht der Bedeutung des Serienmörder-Falles und des betonten Handlungsschauplatzes im Katastrophengebiet New Orleans, für wenig aussagekräftig halte. Außerdem hatte ich hinsichtlich des Schreibstils manchmal Schwierigkeiten beim Verständnis von Aussagen in Unterhaltungen zwischen den Figuren, was vielleicht mit der Übersetzung zusammenhängen könnte.

Letztlich bin ich von „Todesspiel“ nicht unbedingt enttäuscht, aber auch nicht begeistert. Die Autorin packte viele bemerkenswerte Themen in ihr Buch, die alle mein Interesse weckten. Doch rückblickend wirkte gerade dies in der Gesamtsumme zu dicht gedrängt, um Details zu behandeln und damit ein rundes Bild von Flair, Emotion und Fakten zu liefern.