Leider nur Mittelmaß

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chrischid Avatar

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Die Leiche eines Mannes, der schon einige Zeit vermisst wurde, wird auf einer kleinen Insel angespült. Eigentlich ist es Urlaubszeit, sowohl bei der Polizei als auch überall sonst, was bedeutet, dass die Ermittlungen zunächst auf Sparflamme laufen und gleichzeitig darauf geachtet werden muss, dass die Menschen, die auf der Insel Urlaub machen, nicht in Panik geraten. Leichter gesagt als getan, denn bald ereignet sich der zweite Mord, der um einiges brutaler von statten geht. Doch auch das war noch lange nicht das Ende und die Polizei tappt weiterhin im Dunkeln.

 

Im Grunde lese ich gerne Krimis, die in Schweden bzw. generell im Norden spielen, sie haben irgendwie ihren eigenen Charme, der sie zu deutschen oder amerikanischen Krimis wirklich abgrenzt. Daher war ich sehr gespannt auf dieses Debüt von Viveca Sten.

 

Auch dieser Krimi hat seinen ganz eigenen Charme, doch eher in die Richtung Roman als Krimi, denn die Handlung in den ersten 2/3 fließt sehr zäh dahin und auch von Spannungsaufbau kann hier leider nur sehr gering die Rede sein. Im letzten Drittel versucht die Autorin die verloren gegangene Spannung wieder aufzuholen und hier wird es dann auch wirklich sehr spannend, und zwar so, dass man das Buch dann auch nicht mehr aus der Hand legen möchte, bevor man nicht weiß was wirklich geschehen ist. Doch leider täuscht dies im Gesamten nicht darüber hinweg, dass der Rest sehr langatmig und zäh war.

 

Die Darstellung der Charaktere dagegen ist sehr detailliert und extrem genau, so dass man richtiggehend ein Bild der handelnden Person vor Augen hat. Da auf den Spannungsaufbau mehr oder weniger verzichtet wurde, blieb zu Beginn also mehr Zeit die Charaktere tiefgründig zu zeichnen und darzustellen. Das ist, wie schon erwähnt gut gelungen, sollte aber bei einem Krimi nicht im Vordergrund stehen.

 

Die Geschichte selber fand ich sehr interessant. Sie ist so verwinkelt, dass man überhaupt nicht die Möglichkeit hat selber und ohne Hilfe auf die richtige Lösung zu kommen. Hin und wieder gibt es natürlich Hinweise und man denkt sich seinen Teil zusammen, doch schon bald muss man seinen Irrtum erkennen und alles wieder über den Haufen werfen. Das ist wirklich positiv zu bewerten, denn so bleibt es bis zum Ende unvorhersehbar und man bekommt immer wieder Zeit, um seine Gedanken neu zu ordnen und der Lösung näher zu kommen oder eben auch nicht.

 

Alles in allem zwar nett zu lesen, aber keinesfalls empfehlenswert, wenn man einen wirklichen Krimi erwartet. Wenn man sich allerdings mehr oder weniger nur unterhalten lassen möchte, mit ein wenig Spannung versteht sich, dann ist der Roman wirklich das Richtige.