Sehnsucht nach dem Sommer

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Ein bisschen Sehnsucht nach dem Sommer kann man bei der Lektüre von Veveca Stens Krimi gerade nach dem trostlosen Frühjahr 2010 schon bekommen. Heiße Julitage auf der kleinen Schäreninsel Sandhamn vor den Toren Stockholms werden beschrieben. Man sitzt draußen beisammen, grillt, geht schwimmen, genießt die Ferien. Wären da nicht die drei Leichen, die innerhalb kurzer Zeit auf der Insel gefunden werden. Die beiden ersten, Cousin und Cousine, ohne offensichtlichen Bezug zur Insel, die dritte ein junger Einheimischer. Was verbindet diese drei, warum mussten sie sterben? Ermittler in diesem Fall ist Thomas Andreasson. Er kennt Sandhamn und verbringt die Sommer oft im Haus seiner Eltern auf der Nachbarinsel Harö. Er hat kurz nach dem Auffinden der ersten Leiche mit dessen Cousine gesprochen, aber erst nach deren Ermordung ist klar, dass es sich auch da um ein Verbrechen handelte. Auf Sandhamn verbringt auch seine Jugendfreundin Nora mit Familie den Urlaub. Sie ist es auch, die den dritten Toten entdeckt. Die Kriminalhandlung entwickelt sich von Anfang an ziemlich vorhersehbar, ja geradezu nach Schema. Viel Raum nimmt auch das Privatleben von Nora und Thomas ein. Sie kommt in Konflikt mit ihrem Mann, als sie ein attraktives Jobangebot in Südschweden erhält, das sie gerne annehmen würde. Ihr Mann Henrik weigert sich, darüber auch nur zu diskutieren. Thomas wiederum leidet am Verlust seiner kleinen Tochter, die am plötzlichen Kindstod starb. Ein Trauma, dass auch seine Ehe zerbrechen ließ. Beide Handlungsstränge sind nicht gerade neu, auch die Verbindung von Kriminalhandlung und persönlichen Problemen der Ermittler, die zart angedeutete Aussicht auf eine neue Liebe in Thomas Leben, die Zweiteilung der Ermittler (Mann-Frau, Polizist-Juristin) hat man schon gelesen und dürfte auch in erster Linie weibliche Leser ansprechen. Warum die Lektüre von Tödlichem Mittsommer trotzdem Freude macht, liegt an der sehr stimmungsvollen Beschreibung des Sommers in den Schären und der sympathischen Charakterbeschreibung, die geradezu danach schreit, ihre Helden als neue Serienstars aufzubauen. Insgesamt also weder ein extrem spannendes noch ein literarisch besonderes Buch. Aber eine liebenswerte, gut geschriebene und solide gebaute Lektüre, die Lust auf Sommer macht oder (sollte dieser tatsächlich doch noch mal kommen) wunderbar im Liegestuhl genossen werden kann.