Adel verpflichtet

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brenda_wolf Avatar

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Ein schlankes Büchlein, mit einer großartigen Geschichte voller Esprit. Amélie Nothomb hat mich mit ihrem Roman „Töte mich“ köstlich unterhalten. Bisher kannte ich die Autorin noch nicht, aber ich bin nun auf den Geschmack gekommen und werde mir nach und nach weitere Bücher von ihr besorgen.

Zum Inhalt:

Graf Henri Neville wird von der Wahrsagerin Madam Rosalba Portenduére zu sich gerufen, sie hatte mitten in der Nacht die Tochter des Grafen halberfroren im Wald gefunden. Sie wirft dem Grafen vor, sich um die seelische Befindlichkeit seiner 17 jährigen Tochter nicht zu kümmern. So ist es aber nicht. Neville macht sich durchaus Sorgen um Sérieuse. Allerdings ist er ein Mann der seine Gefühle verschlossen hält und sie nicht auf dem Silbertablett vor sich herträgt. Zum Abschied prophezeit Rosalba ihm: „Sie geben demnächst einen großen Empfang. Auf ihrem Fest werden Sie einen Gast töten.“

Neville ist bis ins Mark getroffen. Er gibt tatsächlich in den nächsten Wochen ein Fest. Es wird die letzte Veranstaltung in seinem Familienschloss sein, bevor es in andere Hände übergeht, denn die Familie ist bankrott.
Mehr möchte ich zur Geschichte nicht verraten

Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr, sehr gut. Ich mag ihre bissige und doch humorvolle Schreibweise. Die Dialoge zwischen Vater und Tochter sind köstlich. Ich habe das Buch in einem Zug verschlugen. Die Charaktere waren leicht überzeichnet, aber dennoch brillant. Der snobistische und immer liebeswerte Graf. Seine versponnene Tochter, die dem Vater ähnlicher ist, als ihm lieb ist. Naja, der Adel ist eben eine „Klasse für sich“. Gehabe und Sprechweise sind wirklich gut getroffen. Köstlich fand ich auch die verschrobenen Namen der Geschwister, so heißt der Bruder Oreste und die Schwester Electre. Neville wollte seinen Kindern nicht Namen geben wie Hinz und Kunz.

Von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung.