Eine Aristokratenfamilie und ihre Probleme in Kurzformat

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obilot Avatar

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Nothombs kurzer Roman handelt von einer altehrwürdigen Aristokratenfamilie in den belgischen Ardennen. Bereits seit Generationen befindet sich die Familie in finanziellen Nöten. Nun steht die letzte Gartenparty, der Höhepunkt des Jahres, an. Auf diesem Fest repräsentieren die Adelsfamilienihren ihren Lebensstil und festigen ihr Ansehen. Ein Vorgehen vergangener Zeiten das mehr Schein als Realität wiederspiegelt. Und so findet sich dieser falsche Glanz auch in der jünsten Tochter der Familie wieder, deren Empfindungsfähigkeit abhanden gekommen ist. Und noch ein Ereignis soll die Familie kurz vor der großen Party beschäftigen: Laut einer Wahrsagerin soll der Vater einen Gast ermorden.
Insgesamt eine sehr interessante Thematik, die viele Fragen über den Sinn und Zweck der Zurschaustellung einer aristoratischen Abstammung in der heutigen Zeit aufwirft. Leider werden zentrale Aspekte immer wieder nur kurz angeschnitten und Personen wirken teilweise holzschnittartig. Das ist schade, denn aus dem Thema hätte man sicher mehr machen können, wenn die Autorin ihre Ansätze etwas weiterverfolgt hätte. Der Umfang von 111 Seiten wird der Thematik des Romans meiner Meinung nach leider nicht gerecht. Ich hätte gerne mehr über die skurillen Figuren des Grafen Neville mit all seinen Problemen um das schwindende Ansehen des Adels und seine für ihn damit verbundenen Konflikte sowie über die damit ebenfalls in Beziehung stehende Empfindungslosigkeit seiner Tochter erfahren. Etwas seltsam fand ich auch das Ende des Romans, das etwas konstruiert, sehr plötzlich und nicht besonders glaubwürdig daherkommt.