Skurril und humorvoll

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die bücherdiebin Avatar

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Der „aufgrund seiner gradezu tragischen Rechtschaffenheit“ verarmte Graf Neville plant eine letzte große Garden Party, bevor er das Schloss seiner Familie verkaufen muss.
Einige Tage zuvor muss er seine, nachts ausgerissene, 17-jährige Tochter Sérieuse von einer Wahrsagerin abholen. Diese hatte das junge Mädchen frierend im Wald gefunden und prophezeit Neville beim Abschied, er werde auf seiner Party einen Gast töten. Neville ist entsetzt und geht die Gästeliste durch, um abzuwägen, um welchen Gast es am wenigsten schade wäre. Doch dann bittet ihn Sérieuse, sie zu töten, da sie sowieso nicht mehr leben wolle.
Der Schreibstil von Amélie ist eher altmodisch und ihre Wortwahl oft ungewöhnlich, aber auch humorvoll und skurril.
Die Charaktere, hauptsächlich Familienmitglieder, sind alle ziemlich exzentrisch, aber durchaus sympathisch. Vor allem der Graf.
Für mich sind die Dialoge das Highlight des Buches. Sie sind kurzweilig und oft brutal ehrlich. Auch Nevilles Überlegungen, wer sein Opfer sein könnte, fand ich unterhaltsam. Nur seine Erinnerungen an seine Kindheit und die Frage: „Was heißt Adel“ fand ich zwar interessant, aber ein klein wenig zu lang. Das Ende hat mir richtig gut gefallen. Genau mein Humor.
Fazit: Ein kurzweiliger, humorvoller Roman, den man in einem Rutsch (111 Seiten) lesen kann. Ich glaube, die ganze Tiefgründigkeit der Geschichte ergibt sich (für mich) erst, wenn die Geschichte etwas gesackt ist oder man sie ein zweites mal liest. Auf jeden Fall werde ich noch andere Bücher von Amélie Northomb lesen.