Toller Bildband mit ausgefallenen deutsch inspirierten japanischen Kreationen

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elke seifried Avatar

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Ich liebe es in Kochbüchern zu blättern und meine Sammlung ist inzwischen sehr groß. Da ich gerne in der Küche experimentiere, japanische Küche mich anspricht und ich mich beim ersten Blättern sofort nach Japan versetzt gefühlt habe, bin ich nicht um „Alles außer Sushi“ herumgekommen. Bisher kannte ich Tohru Nakamura nicht, aber warum nicht einmal neue Inspirationen sammeln?

Das Kochbuch beginnt mit einem ausführlichen Vorwort, in dem der Koch von seinen deutsch-japanischen Wurzeln erzählt, weshalb er die japanische Küche auch mit Inspirationen aus Baden-Württemberg interpretiert, aber dazu später. Weiter geht es mit einem Ausflug nach Kaiserslautern, Bonn, Düsseldorf, Berlin, Bonn und München, denn die vielen tollen Bilder, die einen auf eine Reise nach Japan schicken und seinen Text illustrieren, sind aufgrund Corona alle in Deutschland entstanden. Ja, Japan findet sich auch in Deutschland, nichts mit Gedankenreise nach Japan, aber es gibt dafür für Deutschland wirklich tolle Ausflugstipps. Dem folgt das Kapitel „Von der Berufung zum Beruf“, in dem er seinen Werdegang vom Kind zum Restaurantbesitzer darlegt. Dann beginnt der Rezeptteil, etwas gewöhnungsbedürftig, denn dieser ist nicht so gegliedert, wie man das sonst kennt, sondern man findet die Rezepte nach einzelnen typisch japanischen Zutaten sortiert. Jedes Kapitel beginnt mit einer kleinen Warenkunde und dann folgen einige Rezepte, die diese Zutat verwenden. Sesam, Ei, Koji, Reis, Katsuobushi, Umeboshi, Miso, Shoyu, Tofu, Algen, alles typisch Japanisch und bis auf Ei, Sesam und Algen nicht in meiner Alltagsküche zu finden. Glossar, Register, Danksagung, auch das findet sich natürlich auch noch in diesem Buch.

Vor der Warenkunde finden sich in jedem Abschnitt immer eine Foto und eine Seite mit gezeichneten, typisch japanischen Illustrationen, die mich sehr angesprochen haben. Die einzelnen Rezepte nehmen immer eine Doppelseite ein. Links oder rechts gibt es ein hochwertiges Food-Foto, das Lust auf die „kleinen Happen“, wie ich sie bezeichnen möchte, macht. Auf der anderen Seite finden sich der Name des Gerichts in roter Farbe, darunter eine ausführliche und gut gegliederte Zutatenliste sowie die durchnummerierten, verständlich beschrieben Arbeitsschritte. Die meisten Rezepte sind für 4 Personen. Nährwertangaben und Zubereitungszeiten fehlen völlig.

Ausprobiert habe ich den Geschmorten Chinakohl, weil ich Sesam liebe und auch sonst verwende. Der hat mir sehr gut geschmeckt und den gibt es sicher wieder einmal so. Auch Tataki, sprich Roastbeef, Nashibirne und Kräuter werde ich nochmals servieren, wenn ich in Zukunft Nashi Birnen geschenkt bekomme und die verarbeiten will. Meine Ei-Küche können die Gerichte Tamagoyaki und Thunfischatatar mit Rührei erweitern, da mir die auch gemundet haben. Eine neue Geschmackswelt hat mir das Kapitel Koji eröffnet, kannte ich bisher nicht und das war auch die Zutat, die ich einfach einmal ausprobieren wollte. Nanbanzuke, also Makrele und Butternutkürbis, gerade jetzt im Herbst, so echt lecker. Daher wird die Zutat nicht nach einmal Kochen bei mir im Schuber vergammeln. Ein neues Rezept, das Abwechslung bringt, ist für mich auch japanisch inspiriertes Tatar. Mit Parmesan und in einer anderen Würzung, warum nicht auch mal wieder so. Coleslaw wollte ich schon lange einmal ausprobieren und habe das jetzt endlich einmal gemacht. Ja das schmeckt ganz gut, die Geschmacksexplosion war es aber nicht für mich. Dass ich in einem Japan Kochbuch Flammkuchen oder auch Miso Bayrisch-Creme finde, hat mich eher verwundert, hatte ich so so gar nicht erwartet und hätte ich auch nicht gebraucht. Aber da merkt man eben deutlich seine Wurzeln. Alle anderen Rezepte waren mir bisher zu aufwändig, bzw. haben mir einfach die ausgefallenen, teilweise doch eher preisintensiven Zutaten, die ich mir nicht alle zulegen wollte, dazu gefehlt. Ich wohne ländlich, da finden sich keine Märkte vor Ort, ich müsste alles bestellen, das wollte ich nicht, da ich denke, dass mich das Buch in meinem Alltag nicht weiter begleiten wird, sondern vielleicht wieder einmal von mir gezückt wird, wenn ich in ganz großer Experimentierlaune bin.

Für mich ist es mehr ein toller Bildband, der beim Durchblättern echt Spaß macht, dafür hat auch wieder einmal der GU Verlag mit seiner tollen Illustration und seiner hochwertigen Gestaltung des Kochbuchs gesorgt. Die Rezepte sind meiner Meinung nach keine Jeden-Tag-Küche, dafür sind die Zutaten zu ausgefallen und auch die Portionen zu übersichtlich, sprich machen, mich zumindest, nicht wirklich satt. Appetit kann man sich aber auf jeden Fall holen und ambitionierte Hobbyköche werden mit Sicherheit neue Inspirationen finden. Übung, Kocherfahrung und mehr Zeit sind aber meines Erachtens Voraussetzung, dass man sich an diese Gerichte wagt. Fünf Sterne kann ich für mich persönlich nicht vergeben, ganz egal wie toll „Alles außer Sushi“ gestaltet ist und diese eigentlich schon dafür verdient hätte. Aber gut vier sind ja auch nicht zu verachten.